Hübsche Mädchen, viel PS und ein beschränktes Bild von Männlichkeit by tansim in deutsch

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Dass der Täter trotzdem wegen Mordes verurteilt wurde, ist nicht geringeres als Rechtsbeugung. Der Begriff "Rechtsverdreher" ist mehr als angemessen.

Noe, isses nicht. Das Arschloch hat einen unschuldigen Menschen auf dem Gewissen, weil er meint, man koenne mit 160 Sachen durch die Innenstadt rasen, genau wissend, was da passieren kann.

Bevölkerungsschwund wie im Krieg: Institut erwartet Fachkräftemangel in Osteuropa by tansim in deutsch

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Ja, ist ja auch voll ueberraschend, wenn die Leute kuebelweise nach Deutschland gelockt werden.

Deutschlands Linke betreiben umgekehrten Koloniallismus und nehmen anderen Laendern die Fachkraefte weg. Aber Hauptsache unserer Wirtschaft geht es gut.

Scharia-Gesetz: Brunei führt Todesstrafe für Homosexuelle ein by papiersackratte in deutsch

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Das hat absolut und ganz und gar nichts mit dem Islam zu tun!

Antisemitismus-Beauftragter kritisiert Rammstein-Video by papiersackratte in deutsch

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Ist das nicht der Felix Klein, der als Antisemitismus-Beauftrager behauptet, der Islam haette nichts mit Antisemitismus am Hut?

https://twitter.com/welt/status/1018383440754900993

Gesellschaftliche Haltung: 50 deutsche Familienunternehmen machen Made in Germany zum Toleranzsiegel by tansim in deutsch

[–]jungpionier 2 insightful - 1 fun2 insightful - 0 fun3 insightful - 1 fun -  (0 children)

Sennheiser ist doch gar nicht mehr "Made in Germany", schon lange nicht mehr.

Ich kaufe meine Kopfhoerer lieber von Sony. Die sind auch nicht so ueberteuert.

Mainz: Muslimische Kita wird nach Salafismusverdacht geschlossen by tansim in deutsch

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Kein Aufschrei, keine Empoerung, nichts. Es gehoert wohl inzwischen zur Normalitaet, dass bei unseren muslimischen Freunden auch Faschisten bei sind, die selbst Kindergaerten infiltrieren.

Waere der Kindergarten nach Verdacht auf Verbindungen zur NPD geschlossen wurden, wuerde es im SPIEGEL mehrere grosse Artikel zum Thema geben.

Monsanto-Debakel: Bayer-Aktie auf Talfahrt - SPIEGEL ONLINE - Wirtschaft by papiersackratte in deutsch

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Schon absurd, wie inzwischen aufgrund von Mutmaßungen und pseudowissenschaftlichen Beweisverfahren funktionierende Wirtschaftsunternehmen kaputtgemacht werden.

Es gibt nach aktuellen Kenntnissen der Wissenschaft nichts, was darauf hindeutet, dass Glyphosat in irgendeiner Art und Weise das Krebsrisiko steigert. Das Urteil ist eine absolute Fehlentscheidung.

[Breaking News] Linksfaschisten, denen das linksfaschistische /r/de auf dem linksfaschistischen Reddit nicht linksfaschistisch genug war, werfen linksfaschistischen Mod aus ihrer linksfaschistischen Filterblase weil er ihnen nicht linksfaschistisch genug war. by SalzSchmeckt in deutsch

[–]jungpionier 2 insightful - 1 fun2 insightful - 0 fun3 insightful - 1 fun -  (0 children)

Vorangestellt sei gesagt, dass wir hier alle r/de verlassen haben, weil wir die selben Werte teilen. Niemand will hier Faschismus, Sexismus oder sonstige Diskriminierung erleben müssen. Die Diskussionen finden nicht zwischen 3 Tage alten Sockenpuppen und Kantenfürsten statt, sondern zwischen Leute mit den selben Werten und sich teilweise schon lange kennen. Wir stehen alle auf der selben Seite. Aber statt auf das große Ganze zu schauen, wird Spalterei betrieben - auch aus persönlichen Gründen.

Jeder normale Mensch haette spaetestens jetzt gemerkt, dass es wohl doch nicht an den boesen Rechten bzw. Eden liegt, dass die de-ler bzw. Dachschaden-Leute ein Problem mit Diskussion und anderer Meinung haben. Aber wer ein derart verqueres Weltbild hat, merkt sowas halt nicht.

Discord gebannt? by Solmyr in deutsch

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Das Problem mit IRC ist aber das kein serverseitiger Chatverlauf gespeichert wird

Dafuer lasse ich immer einen Bouncer laufen. Ist bei mir kein Problem.

Zum Equal Pay Day: BVG bietet Frauenticket an by papiersackratte in deutsch

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Hab denen auch schon eine boese Mail geschrieben. Was fuer ein Saftladen.

Migration und Rente mit 70 sollen die Jungen vor teurer Bürde retten - Die Kosten für den Sozialstaat könnten sich einer Studie zufolge innerhalb von etwa 30 Jahren verdoppeln by tansim in deutsch

[–]jungpionier 2 insightful - 1 fun2 insightful - 0 fun3 insightful - 1 fun -  (0 children)

Das Konzept der umlagefinanzierten Rente funktioniert in Zukunft einfach nicht mehr, weil es immer mehr alte Menschen geben wird.

Statt staendig neue dubiose Loesungen vorzuschlagen, welche das System retten soll, sollte man es einfach abschaffen und durch ein beitragsfinanziertes System ersetzen.

Man kann nicht durch Migration einfach mehr Leute ins Land holen, nur damit diese Leute dann letztendlich die Renten zahlen sollen. Diese Leute werden ja auch aelter, so dass sich das Problem nur in die Zukunft verlagert. Das umlagenfinanzierte System ist halt ueberholt, da es nur dann wirklich funktioniert, wenn die Gesellschaft im Schnitt jung bleibt.

UK shithole: Mothers send sons to Somalia to avoid knife crime by tansim in deutsch

[–]jungpionier 3 insightful - 2 fun3 insightful - 1 fun4 insightful - 2 fun -  (0 children)

Jetzt isses in Somalia schon sicherer als in den UK. Kannste dir nicht ausdenken, sowas.

Und die Linken heulen immer noch rum, weil man diesem Terroristen-Weib den britischen Pass entzogen hat.

150 Euro im Monat: SPD plant mehr Taschengeld für Asylbewerber by tansim in deutsch

[–]jungpionier 4 insightful - 1 fun4 insightful - 0 fun5 insightful - 1 fun -  (0 children)

Wird Zeit, dass die SPD abgewaehlt wird. Ich kann die naechsten Wahlen kaum erwarten. Diese Partei fuegt dem Land nur noch Schaden zu. Einfach widerlich. Und dann sind die selbst auch noch alle entweder fett oder haesslich.

Panik bei Trauergottesdienst für Cynthia: Mann stürmte zum Altar und schrie "Allahu Akbar" by ellenlang in deutsch

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Frauen, die in Deutschland, nach dieser Vielzahl an Messermorden in ganz Europa sich immer noch einen Musel als Freund holen, ist echt nicht mehr zu helfen.

Dass muss so eine Art Stockholm-Syndrom sein.

Heiko Maas: "Unsere Außenpolitik muss weiblicher werden" by tansim in deutsch

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Dann nimm Oestrogene und lass dir deinen Pimmel abschneiden, du Vogel!

Wie gesundheitsschädlich ist 5G wirklich? by papiersackratte in deutsch

[–]jungpionier 2 insightful - 1 fun2 insightful - 0 fun3 insightful - 1 fun -  (0 children)

Hoert denn dieser Schwachsinn nie auf, dass Laien sich ueber Expertenthemen unterhalten? Es nervt.

Presse und moralinsaure Kohorte johlt wegen Kramp-Karrenbauers Fastnacht-Witz über Intersexuelle auf - ab jetzt bitte nur noch Männerwitze by [deleted] in deutsch

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Der Grüne Sven Lehmann schreibt nun in seinem offenen Brief, es mache die Sache nicht besser, dass gerade Fasching beziehungsweise Karneval sei. "Im Gegenteil: Denn Fasching und Karneval sind Feste der Toleranz und Lebensfreude; Feste, bei denen alle Menschen zusammen kommen können, um friedlich und unter Gleichen miteinander zu feiern."

Aeh, noe. Gerade im Karneval und Fasching darf man eben sprechen, wie einem die Schnauze gewachsen ist. Genau das ist der Witz an der ganzen Sache.

Und es steht in keinem Gesetz geschrieben, dass man nicht ueber gesellschaftliche Gruppen Witze machen darf. Es gibt Blondinenwitze, Judenwitze, Polenwitze, Ossiwitze usw usf. Da steht man drueber, wenn man den Humor nicht mag und geht weiter. Meine Guete.

Rechtsruck von Rügen bis Usedom | WDR Doku by digitalfrost in deutsch

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Ahja, "siehe Zusatz-Manual, 1B".

Bundespolizei überführt "Babymilch-Bande" - Taeter sind Asylbewerber aus Georgien - MDR by jungpionier in deutsch

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O-Ton aus dem Bericht: Die Drahtzieher schleusen Diebe aus Georgien nach Deutschland ein, die dann zunaechst einen Antrag auf Asyl stellen. Waehrend der Asylantrag geprueft wird, gehen die Diebe auf Tour und stehlen Kaffee, Babynahrung und sonstige Hochpreis-Produkte aus Supermaerkten.

Das geht so lange weiter, bis der Asylantrag abgelehnt und die Taeter abgeschoben werden. Danach werden einfach neue Diebe aus Georgien nach Deutschland eingeschleust und das Spiel beginnt von vorn.

Hiltrud Werner: Volkswagen-Vorständin warnt vor AfD in Ostdeutschland by tansim in deutsch

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Der Artikel ist absolut nichtssagend. Es wird keine konkrete Gefahr benannt, welche angeblich von der AfD ausgeht. Es werden nur diffuse Aengste geschuert und die Menschen werden gewarnt, bitte ja das richtige zu waehlen.

Rechtsruck von Rügen bis Usedom | WDR Doku by digitalfrost in deutsch

[–]jungpionier 6 insightful - 1 fun6 insightful - 0 fun7 insightful - 1 fun -  (0 children)

Ich guck das gerade. Die beim WDR haben wieder ein sehr einfaches Weltbild, naemlich: "Waehlt AfD, hasst Auslaender."

Die wollen halt einfach nicht einsehen, dass absolut niemand ein Problem mit Polen oder Russen hat, die hier einer geregelten Arbeit nachgehen. AfD-Waehler haben ein Problem mit der reaktionaeren Ideologie Islam und deren widerlichen Braeuche vom Quaelen des Tiers beim Schlachten und vom Verpacken der Frauen in Kopftuecher oder gar Burkas.

Ich verstehe einfach nicht, warum es den oeffentlich-rechtlichen Medien so unfassbar schwerfaellt, differenziert zu denken. Der Islam und dessen Anhaenger passen nun mal nicht in unsere Kultur und daher waehlen die Buerger vor Ort, die sich gegen die Masseneinwanderung aus den entsprechenden Laendern stellen.

Markus Söder über das ARD-Framing-Manual und wie man junge Zuschauer zurückgewinnt - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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CSU-Chef Söder kritisiert ARD und ZDF - "Ich finde es schwer verständlich, dafür Rundfunkbeiträge zu verwenden" Exklusiv für Abonnenten Markus Söder will die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Sender reformieren. Im Interview spricht er über das Framing Manual der ARD und darüber, wie man junge Zuschauer zurückgewinnt. Von Ralf Neukirch 01. März 2019

SPIEGEL: Herr Söder, welche Bezeichnung für die ARD finden Sie treffender, "Staatsfunk" oder "unser gemeinsamer, freier Rundfunk"?

Söder: Ich finde die Bezeichnung "öffentlich-rechtlicher Sender" ganz in Ordnung.

SPIEGEL: Der Begriff des "gemeinsamen, freien Rundfunks" wird der ARD von einer Beraterin empfohlen, die im Auftrag des Senders ein sogenanntes Framing-Handbuch erstellt hat. Finden Sie es sinnvoll, dass sich die ARD mit solch einem Begriff verkaufen soll?

Söder: Ich finde es schwer verständlich, für so etwas Beitragsmittel zu verwenden. Ein Rundfunk sollte durch Programm und Qualität und nicht durch Marketing überzeugen. Daher ist die Framing-Debatte unglücklich. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kommt damit unter den Verdacht, die Zuschauerinnen und Zuschauer bewusst beeinflussen zu wollen.

SPIEGEL: In dem Papier heißt es, die Kommunikation müsse in Form von moralischen Argumenten stattfinden. Ist die Auseinandersetzung über die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Kern eine Moraldebatte?

Söder: Nein. Die Frage des Rundfunkbeitrags ist keine moralische Frage, auch wenn wir in Deutschland die Neigung haben, auf alles ein moralisches Label zu kleben. Es geht um eine ganz praktische Frage: Wer braucht wie viel Geld für was, und wer soll das dann bezahlen?

SPIEGEL: Sind die Forderungen der Intendanten, den Rundfunkbeitrag ab 2021 deutlich zu erhöhen, berechtigt?

Söder: Für unsere Demokratie ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk natürlich systemrelevant. Das ganze bisherige Verfahren ist allerdings nicht mehr zeitgemäß. Und wenn man den Rundfunk kraftvoll erhalten will, dann muss man seine Finanzierung reformieren. Das muss an zwei Punkten ansetzen: Wir brauchen eine Budgetierung und eine Indexierung des Beitrags.

SPIEGEL: Was bedeutet das konkret?

Söder: Budgetierung heißt, dass den Rundfunkanstalten ein Budget zugewiesen wird – wie es in Behörden und Unternehmen üblich ist. Darüber können sie eigenverantwortlich entscheiden, Rücklagen bilden und selbstbestimmte Schwerpunkte setzen. Indexierung bedeutet, dass der Beitrag automatisch in gleicher Höhe wie die Verbraucherpreise steigt und damit die Inflation ausgleicht.

SPIEGEL: Wie bitte spart man durch eine automatische Beitragssteigerung?

Söder: Die Frage ist, ab welchem Sockelbetrag sie die Indexierung beginnen lassen. Derzeit beträgt der Rundfunkbeitrag 17,50 Euro im Monat. Die bisherige Anmeldelage der Sender würde eine Beitragssteigerung um zehn Prozent bedeuten. Dafür gibt es keine Mehrheit unter den Ländern. Aber wir brauchen Planungssicherheit. Daher sollte der Sockelbetrag, mit dem wir starten, unter 18 Euro liegen.

SPIEGEL: Liefern Sie der AfD mit einer automatischen Beitragssteigerung nicht Munition in ihrem Kampf gegen den "Staatsfunk", wie die Partei die öffentlich-rechtlichen Sender gern nennt?

Söder: Die AfD will die öffentlich-rechtlichen Sender finanziell austrocknen und am Ende zerschlagen. Sie und andere extreme Gruppen versuchen über den Finanzhebel das Programm zu beeinflussen. Das ist nicht akzeptabel. Deutschland braucht einen guten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Mit einem festen Budget können die Sender langfristig ihren Programmauftrag erfüllen. Das würde auch der Akzeptanz der Sender auf Dauer guttun.

SPIEGEL: Gehören zum Programmauftrag auch die zahlreichen Spartensender?

Söder: Die Hauptprogramme von ARD und ZDF einschließlich der Dritten Programme sind unverzichtbar. Aber man kann sich schon überlegen, wie man die Zusammenarbeit von ZDFinfo, ZDFneo, Tagesschau24, One, Phoenix und Alpha verbessern, Kosten einsparen und Synergieeffekte finden kann. Die jeweiligen Einschaltquoten belegen dies deutlich.

SPIEGEL: Das Erste gibt mehr als ein Viertel seines Programmbudgets für Sport aus. Gehört das zum Grundauftrag?

Söder: Der Sport generell sicherlich. Aber es ist ein Unterschied, ob eine Fußballweltmeisterschaft oder irgendein Gruppenspiel der Champions League übertragen wird.

SPIEGEL: Woran liegt das Akzeptanzproblem, das Sie eben angesprochen haben?

Söder: Das Programm wendet sich zu wenig an jüngere Leute. Wenn das so weitergeht wie jetzt, dann klinken sich ganze Generationen aus. Unter Schülern sagen manche: "Das ist voll ZDF", wenn sie etwas nicht total aufregend finden. Das muss sich ändern.

SPIEGEL: Haben die heftigen Vorwürfe der AfD zum Ansehensverlust der Öffentlich-Rechtlichen beigetragen?

Söder: Ich glaube, da haben die Sender schon manches selbst dazu beigetragen. Manchmal hatte man den Eindruck, dass Haltung vor Handwerk geht. Dabei ist gerade die Objektivität der Markenkern des öffentlich-rechtlichen Senders. Je objektiver und glaubwürdiger die Berichterstattung ist, umso mehr sind die Menschen bereit, höhere Beiträge zu zahlen.

Wie Deutschland daran scheitert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum beschäftigt sich die "AG Status" aktuell mit rund 660 Islamistenfällen, wie aus einem Vermerk aus dem Innenministerium hervorgeht. Dort prüfen Fachleute mehrerer Behörden, welche aufenthaltsrechtlichen Maßnahmen möglich sind – bis hin zur sofortigen Abschiebungsanordnung durch den Minister. Unterstützung bei der Rückführung von Straftätern bekommen die Behörden inzwischen auch von der "AG Sicherheit" im 2017 geschaffenen "Gemeinsamen Zentrum zur Unterstützung der Rückkehr". Aktuell werden dort 120 Fälle bearbeitet. Zudem hat das Innenministerium eine "Task Force Gefährder" gebildet, die den Bundesländern bei der Rückführung von Islamisten und Intensivtätern helfen soll.

Juristen stehen als hartherzig da, Pfarrer inszenieren sich als Widerstandskämpfer. 

Und Seehofers Haus plant weitere Verschärfungen. In diesen Wochen wird die Kabinettsvorlage eines "Geordnete-Rückkehr-Gesetzes" erarbeitet. Die zugehörigen internen Arbeitspapiere wirken wie gemacht für die im Herbst anstehenden Landtagswahlkämpfe. Die Voraussetzungen für Duldungen sollen beschnitten werden. Wer nachweislich selbst dafür verantwortlich ist, dass die für eine Abschiebung nötigen Papiere fehlen, wer getrickst hat, soll nur noch einen Status "unterhalb der Duldung" erhalten, in Gemeinschaftsunterkünften wohnen und nicht arbeiten dürfen. Flüchtlingshilfsorganisationen können sich künftig strafbar machen, wenn sie Abschiebetermine ankündigen oder Betroffene anderweitig warnen.

In Zukunft soll es auch leichter werden, Migranten in Abschiebungshaft zu nehmen. Seehofer will dafür sogar geltendes EU-Recht aussetzen, um Abschiebehäftlinge vorübergehend auch in normalen Gefängnissen unterbringen zu können. Er argumentiert dabei, Trump lässt grüßen, mit einer Notlage: Weil es derzeit nur 479 Abschiebehaftplätze in ganz Deutschland gebe und die Länder neue Plätze erst schaffen müssten, solle das Trennungsgebot der EU drei Jahre lang ausgesetzt werden.

Vieles wirkt wie politische Tünche. Statt dem Asyl- und Ausländerrecht in Deutschland ein neues Haus zu bauen und die Länder für ein einheitliches Vorgehen zu gewinnen, wird gebastelt und gestoppelt. Es bleibt beim deutschen Kompetenzwirrwarr. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz: Bamf, bestimmt, welche Asylbewerber bleiben dürfen und wer gehen muss, und ist dann zuständig für die Betreuung der Dublin-Fälle. Die Abschiebungen und Duldungen fallen in die Zuständigkeit der zentralen Ausländerbehörden in den Ländern und der etwa 600 kommunalen Ausländerbehörden. Steht eine Abschiebung konkret an, kommen zum Abholen und Zuführen Kräfte der Ausländerbehörden oder der Landespolizei, während die Bundespolizei die Begleitung der Flüge übernimmt. Man muss das als Laie nicht verstehen. Die Beteiligten haben ja selbst Mühe damit. Und so blühen in den Nischen exotische Blüten.

Das Kirchenasyl ist dafür ein besonders schönes Beispiel, formal nicht existent, aber doch irgendwie geduldet, ein Phänomen jedenfalls, das regelmäßig für Konflikt zwischen Behörden und Kirchenvertretern sorgt. Über die geltende Konstruktion verständigten sich Bamf und Bevollmächtigte der beiden Kirchen 2015: "Die Beteiligten stimmen überein, dass das Kirchenasyl kein eigenständiges, neben dem Rechtsstaat stehendes Institut ist, sich jedoch als christlich-humanitäre Tradition etabliert hat", lautet der entscheidende Satz in dem Ergebnisvermerk von 2015, der einem Stillhalteabkommen gleichkommt.

Regelmäßig ermitteln seither Staatsanwaltschaften gegen Kirchenleute wegen Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt, stellen die Verfahren jedoch fast immer ein. Diese Praxis ärgert viele Juristen: Sie müssen Verstöße feststellen, die nicht sanktioniert werden, und stehen in der Öffentlichkeit als hartherzige Bürokraten da, während sich die Pfarrer mit ihren Gemeinden als Widerstandskämpfer inszenieren.

Gut 3000 Migranten hielten sich seit 2017 zeitweise im Kirchenasyl auf, die Zahlen sind inzwischen deutlich rückläufig, unter anderem weil Regeln verschärft wurden. Wurden im Jahr 2017 noch 100 bis 200 neue Kirchenasyle pro Monat gemeldet, waren es seit August 2018 nur noch rund 60 Fälle pro Monat. Am grundsätzlichen Rechtsdilemma ändern die Zahlen nichts, das Kirchenasyl ist zu einem Lieblingsthema der AfD geworden: Im Bundestag und in mehreren Landtagen hat sie sich für die Position starkgemacht, Kirchenasyl habe "keine rechtliche Grundlage", der Staat gestehe den Kirchen "faktisch eine Sonderrolle als Fürsprecher für Asylbewerber zu".

Die AfD ist mit dieser Ansicht nicht allein. In ganz Europa macht sich beim Thema Asyl eine neue Härte bemerkbar, in Italien genauso wie in Österreich und Ungarn. Die so lange als besonders liberal geltenden Nordeuropäer haben sich schärfere Regeln für die Aufnahme und die Rechte von Zuzüglern gegeben, was nicht ohne Folgen bleibt. Aus Dokumenten der Bundespolizei geht hervor, dass die Zahl der nach Deutschland ziehenden Flüchtlinge, die zunächst in Skandinavien Asyl gesucht hatten, seit Jahren kontinuierlich steige. Experten nennen das Sekundärmigration, und sie geht laut Bundespolizei auch auf die deutlich schärfere Gangart der Skandinavier zurück.

Dänemark hat Sozialleistungen gekürzt und will Abschiebungen konsequenter durchsetzen. Finnlands Behörden können Asylbewerber verpflichten, in bestimmten Heimen zu wohnen und sich dort regelmäßig zu melden. Auch Norwegen hat seine Abschiebepolitik erheblich verschärft. In Schweden schließlich bekommen abgelehnte Asylbewerber weniger Sozialleistungen als zuvor. Es weht ein anderer Wind in Europa, selbst dort, wo das Klima lange Zeit als besonders mild galt.

Wie Deutschland daran scheitert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Beim Stuttgarter Sonderstab sind neben terroristischen Gefährdern auch die übelsten ausländischen Intensivstraftäter registriert. Stabsleiter Falk Fritzsch betreibt mit einer Handvoll Mitarbeitern ein aufwendiges Fallmanagement. Erklärtes Ziel sei es, Rückführungen schneller hinzubekommen und "Abschiebungshindernisse zu beseitigen", sagt Fritzsch.

Zunächst muss er die Herkunft der Täter klären. Fritzsch fährt deshalb auch schon mal persönlich zu ausländischen Konsulaten in Stuttgart, um über fehlende Reisepässe, Ersatzdokumente und Rückführungen zu sprechen. Er kooperiert eng mit den Ausländerämtern, die wegen der Masse an Fällen überlastet sind. Im Amtsalltag bleibt häufig keine Zeit, eine Handydatenauswertung zu veranlassen.

Fritzsch unterhält Kontakte zu Staatsanwaltschaften, dem Landeskriminalamt, dem Verfassungsschutz und den Bundesministerien. Im Fall des Pakistaners K. wandte er sich ans Auswärtige Amt. Über einen Vertrauensanwalt gelang es, die Familie des Mehrfachtäters ausfindig zu machen und dessen Herkunft zu klären. Mit Methoden wie diesen hat der Stuttgarter Sonderstab inzwischen 56 Fälle gelöst. "Unsere Arbeit ist kein Massengeschäft", sagt Fritzsch: "Wir fokussieren uns darauf, diejenigen außer Landes zu bringen, die eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen." Die Fallliste wächst schneller, als sie abgebaut werden kann, auch in anderen Bundesländern.

Die Bundespolizei ist alarmiert über die "Einsatzmüdigkeit" in den eigenen Reihen. 

Im Düsseldorfer Flüchtlingsministerium bearbeitet das Referat 524 "Sicherheitskonferenz, Extremismus" derzeit die Fälle von rund 130 ausländischen Gefährdern und "relevanten Personen". Im vergangenen Jahr hat Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstes Bundesland die meisten Ausreisepflichtigen abgeschoben, insgesamt 6603. Derzeit gibt es im Land aber noch immer rund 15.000 Menschen, die als vollziehbar ausreisepflichtig gelten.

In Hessen führt man einen ähnlichen Kampf. Hier wurden im vergangenen Jahr landesweit mehrere "Gemeinsame Arbeitsgruppen Intensivtäter" gegründet, gemischte Teams aus Polizeibeamten und Mitarbeitern der örtlichen Ausländerbehörde. Dank der Arbeit dieser Einheiten seien bereits an die 200 Intensivtäter abgeschoben worden, sagt der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU). Er spricht von einem "Erfolgsmodell".

In Sachsen kümmert sich eine im Innenministerium angesiedelte Arbeitsgruppe "Aufenthalt" gezielt um Islamisten und kriminelle Ausländer, man zählt im Bundesland knapp 1600 Intensivtäter, die meisten aus Libyen und Tunesien. Und auch hier geht es immer wieder um kleinteiligen Papierkrieg, um das Fehlen von Dokumenten, um verschwundene Pässe, Ausweise, Identitätsnachweise.

Seit Jahren klagen Beamte, wie schwierig und undankbar das Gezerre um die fehlenden Papiere sei. In Dokumenten des Bundesinnenministeriums werden Ausländer, die an der Klärung ihrer Identität nicht mitarbeiten, "Identitätstäuscher" und "Mitwirkungsverweigerer" genannt. Manchmal ist nach 20 Jahren immer noch nicht geklärt, ob ein Mann aus Burkina Faso oder aus dem Senegal stammt. In Anspielung auf die Fantasienamen, die sich die Betroffenen gern geben, nennt der Chef einer Ausländerbehörde sie "Johnnie-Walker-Fälle". Den Behörden bleibe nichts übrig, als die "Johnnie Walkers" zu den Botschaften der infrage kommenden Länder zu schicken. Aber wenn es dort heiße: Sorry, das ist keiner unserer Staatsbürger, könnten sie oft nicht viel unternehmen.

"Wer das liest, fragt sich: Sind die Politiker denn bekloppt?", sagt der Minister. 

Zumal es nach wie vor Staaten gibt, die sich weigern, ihre Bürger wiederaufzunehmen. Als unkooperativ beim Ausstellen der nötigen Passersatzpapiere galt lange Zeit der Libanon: "Antworten auf Anträge äußerst rar. Kontakt zur Botschaft ist schlecht", vermerkten Beamte vor gut einem Jahr. Zu Indien hielten sie fest: "Streckenweise sehr langsame bis keine Bearbeitung der Passersatzanträge." Und zu Iran lautete das Urteil: "Eine Passersatzbeschaffung ist in vielen Fällen unmöglich, da Iran nach wie vor eine Freiwilligkeitserklärung der entsprechenden Person verlangt." Abschiebungen gegen den Willen der Abzuschiebenden sind also faktisch ausgeschlossen.

Dass Abschiebungen am Papierkram scheitern, liegt nicht nur an den Herkunftsländern, sondern oft auch an den überforderten deutschen Ausländerbehörden. In einigen Botschaften in Berlin stapelten sich fertig ausgestellte Passersatzpapiere, berichteten Beamte der Bundesregierung. In den diplomatischen Vertretungen frage man sich bereits, ob die Deutschen eigentlich zu blöd seien, die von ihnen angeforderten Dokumente abzuholen.

Abschiebungen, auch das gehört zur seriösen Beurteilung der aktuellen Debatte, waren in der Bundesrepublik die längste Zeit ein Schmuddelthema, das die Politik nach Kräften mied. Im Grunde herrschte ein unausgesprochener Konsens darüber, dass man sich daran die Finger lieber nicht schmutzig macht. Kirchliche und humanitäre Organisationen, engagierte Anwälte schlugen stets große emotionale Wellen, wenn es doch einmal eine Familie traf, einen gut integrierten Mitbürger. Für viele Deutsche fühlten sich Abschiebungen lange Zeit so an wie übertriebene staatliche Härte.

Dieses gesellschaftliche Klima drehte sich im großen Fluchtjahr 2015, und die berüchtigte Kölner Silvesternacht am Jahreswechsel zu 2016 beendete die moralische Gemütlichkeit und brachte den strengen Rechtsstaat als Gebot der Stunde zurück. Es konnte nun vielen, auch vielen Politikern, gar nicht schnell genug gehen, die von Polizisten damals intern als "Nafris" titulierten "nordafrikanischen Intensivtäter" hinzuschicken, wo der Pfeffer wächst, und die ganzen abgelehnten Asylbewerber gleich mit.

Die Bundesregierung beauftragte McKinsey, um das Abschiebewesen einmal von Grund auf zu analysieren, und die Unternehmensberater kamen zum erwartbaren Ergebnis, dass es damit nicht zum Besten stehe. Die Consultants setzten in schönster Prozesslogik auf ein Geben und Nehmen und empfahlen einerseits höhere Rückkehrprämien für eine freiwillige Ausreise – und andererseits mehr Härte gegen alle, die sich verweigerten. Außerdem wurden effizientere Abläufe zwischen den vielen beteiligten Behörden eingefordert, ein "Rückkehrmanagement" aus einem Guss.

Viele Staaten sträuben sich, die"Identitätstäuscher" zurückzunehmen. 

Davon kann indes keine Rede sein, auch wenn die Ämter heute tatsächlich enger zusammenarbeiten. Es gibt eine zentrale Asyldatenbank, auf die die beteiligten Behörden zugreifen können, die Verzahnung ist besser geworden, Akten werden elektronisch übermittelt, nicht jeder Schritt wird von jedem Amt noch mal neu gemacht. Das Problem: Widersprüche, Gesetzeslücken und Planungsfehler verhindern, dass nicht genug vom Richtigen passiert.

So ist es in Deutschland nicht gelungen, einen politisch-administrativen Konsens über die Abschiebungen herzustellen. Je nach politischer Konstellation kann ein abgelehnter Asylbewerber mit mehr oder weniger Milde rechnen, je nachdem in welchem Bundesland er sich aufhält. Die Verwirrung endet auch nicht vor den Gerichtssälen. Anders, als man vermuten würde, ist die Rechtsprechung vor den für Asylfragen zuständigen Verwaltungsgerichten alles andere als einheitlich. Manche Richter meinen, eine Dublin-Abschiebung nach Bulgarien sei unzumutbar, weil Asylbewerber dort nicht ordentlich behandelt würden, andere halten eine Überstellung dorthin für vertretbar. Solche Widersprüche erwachsen auch aus dem Umstand, dass im Asylrecht Grundsatzentscheidungen fehlen, an denen sich die Richter orientierten könnten. Die Gerichtsverfahren wurden nämlich so verkürzt, dass vieles nicht mehr bei den Obergerichten landet, die für eine einheitliche Rechtsprechung sorgen sollten.

"Das ist dann am Ende eine Asyl-Lotterie", sagte Robert Seegmüller, Richter am Bundesverwaltungsgericht, kürzlich auf einer Konferenz der FDP, "und da sagt natürlich jeder: Hey, an der Lotterie nehme ich teil, vielleicht gewinne ich ja."

Immerhin: Wenn es um die Abschiebung von Gefährdern geht, sind die Behörden auch auf der Bundesebene aufgewacht. Die Bundesregierung hat seit Amris Terroranschlag den Druck auf die Maghrebstaaten erhöht, Gefährder und andere Staatsbürger zurückzunehmen, und tatsächlich kooperieren Tunesien und andere Länder der Region nun deutlich besser. Wurden 2015 nur 17 Tunesier in ihre Heimat abgeschoben, waren es im vergangenen Jahr 343. Algerien und Marokko nehmen im Vergleich zu 2015 heute zehnmal so viele Bürger wieder auf, die Algerier im vergangenen Jahr 567, die Marokkaner 722.

Wie Deutschland daran scheitert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Nun soll das geplante Gesetz den polizeilichen Flugbegleitern zumindest ein Trinkgeld bringen. Außerdem soll es dienstliche Kreditkarten geben, Sturmhauben, mehr sogenannte Spuckschutzhauben. Die Kürzung der Tagespauschale wegen eines welken Salatblatts an Bord der Flüge soll Vergangenheit sein. Irgendwie muss die Bundespolizei die 2000 Rückführer, die bis 2021 einsatzbereit sein sollen, schließlich heranschaffen. Sonst wird sich das Versprechen konsequenter Abschiebung nicht halten lassen.

Im derzeit gültigen Rahmen klappt das ohnehin nicht, und das hat nicht allein mit der Ausstattung der Beamten zu tun, sondern mit einem dysfunktionalen System. Ein Bundespolizist sagte dem SPIEGEL, dass Abschiebeflüge ständig ausfallen würden, egal ob es sich um harmlose Flüchtlinge oder üble Gefährder handle. "Wenn der Ausländer nicht in Haft ist, brauchst du dich auf die Maßnahme kaum noch zu bewerben. Du kommst zum Flughafen, und der ist einfach nicht da, und dann fällt die Abschiebung aus, und du verlierst die Arbeitsstunden. Ich bewerbe mich fast nur noch, wenn der Ausländer in Haft sitzt", sagt der Beamte. "Das machen viele so. Du besorgst dir sonst Visa, Riesenaufwand, alles umsonst, die haben sich verdünnisiert."

Immer wieder fielen Rückführungsflüge aus, weil sich zu wenige Polizisten gemeldet hätten, sagt der Praktiker. Es gebe "eine ganze Menge Maßnahmen", die nicht angegangen würden, "weil sich keiner darauf meldet". Jüngstes Beispiel am Mittwoch dieser Woche. Flug von Düsseldorf nach Accra in Ghana, 53 Ausländer angemeldet, nur 24 kamen, das Übliche. Aber von denen, so ein Polizist, musste man noch 8 stehen lassen – zu wenige Begleiter. Schließlich hatte man auch so schon 8 Ausländer in Fesseln an Bord; einer hatte einem Polizisten mit der Faust gegen den Kopf geschlagen, einem zweiten vors Knie getreten und einem dritten in den Bauch.

Am Stichtag 31. Januar waren in Deutschland 238.740 Ausländer "ausreisepflichtig", nur etwa die Hälfte von ihnen abgelehnte Asylbewerber, denn ausreisepflichtig sind auch Touristen, deren Visa ablaufen, oder Studenten. Die Begrifflichkeiten sind selbst für Juristen teilweise verwirrend. So wird in vielen Fällen ein "Abschiebungsverbot" erteilt, woraus sich ein Bleiberecht ableitet. Dieser Schutz greift, wenn einem Betroffenen in seinem Heimatland "eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit" droht oder die Behandlung einer schweren Krankheit dort nicht sichergestellt ist. Darüber hinaus gibt es aber noch reichlich andere Abschiebungshindernisse, die zu einer Duldung führen können (siehe Grafik).

Schwerwiegende gesundheitliche Gründe, eine bevorstehende Heirat, wenn ein hier lebendes Kind den Kontakt zu seinem Vater verlieren würde oder wenn jemand hier lebende Familienangehörige pflegt. Außerdem können Bundesländer befristete Abschiebestopps für bestimmte Staaten verhängen, aus eigenen humanitären, völkerrechtlichen oder politischen Gründen. Die Haltung zu Rückführungen nach Afghanistan etwa ist in den Bundesländern wegen der schwierigen Sicherheitslage unterschiedlich. Afghanen, die es nach Bremen verschlägt, haben gute Chancen zu bleiben, leben sie in Bayern, schützt sie ihre Herkunft kaum. Bezüglich seiner Abschiebepraxis ist Deutschland kein einheitlicher Rechtsstaat, sondern ein Flickenteppich.

Das System der Duldungen ist undurchschaubar geworden. Von den knapp 240.000 Ausländern, die Ende Januar ausreisepflichtig waren, hatten 182.169 den Status einer Duldung, aus den unterschiedlichsten Gründen, basierend auf den unterschiedlichsten rechtlichen Grundlagen. Man mag Duldungen aus politischen, humanitären Gründen noch nachvollziehbar finden, doch zuletzt wurde viel herumgedoktert. Aber es wurde lange Zeit alles in einen einzigen Paragrafen des Aufenthaltsgesetzes gestopft, von Abschiebungshindernissen bis zur "Ausbildungsduldung". Der Paragraf 60a wirkt inzwischen so lang, komplex und zugleich so wild zusammengeschustert, dass selbst ausgewiesene Experten für dieses Rechtsgebiet verzweifeln möchten. Nun plant die Bundesregierung aber, das Ganze neu zu strukturieren und im Zuge dessen auch eine "Beschäftigungsduldung" zu ermöglichen.

Die Probleme werden also durchaus bearbeitet. Aber wie! Arbeitsgruppen und Unterarbeitsgruppen von Bund und Ländern tagen seit Jahren regelmäßig, Spezialisten stoßen Gesetzesänderungen an. Derlei Aktivitäten führten im Herbst 2015 zum sogenannten Asylpaket I und 2016 zum Asylpaket II, beide nicht zuletzt geschnürt, um die Rechte betroffener Ausländer zu schwächen und die Durchgriffsrechte des Staates zu stärken. Auch nach Anis Amris Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 wurden Regelungen verschärft, im Juli 2017 wurde ein Gesetz speziell für die Behandlung von "Gefährdern" geschaffen. Aus Sicht der Regierenden und des Gesetzgebers ließe sich behaupten, sie hätten ihre Arbeit doch gemacht. Aus den scharfen Texten der Juristen wird aber offenkundig keine einheitliche deutsche Rechtswirklichkeit. Und das liegt nicht allein am ständigen Bund-Länder-Tango.

Aktuell werden von den knapp 240.000 ausreisepflichtigen Ausländern in Deutschland allein mehr als 75.000 "wegen fehlender Reisedokumente" geduldet. Weil das Ausländerzentralregister aber so schlampig geführt wird, sind es nach Schätzungen des Bundesinnenministeriums wahrscheinlich sogar weit über 100.000. Sie vor allem verhageln den deutschen Ausländerbehörden den Alltag. Für besonderes Aufsehen in der Öffentlichkeit sorgt die Gruppe der ausreisepflichtigen "Gefährder". Das ist ein schwammiger Arbeitsbegriff aus der Polizeipraxis, mit dem Leute belegt werden, bei denen "bestimmte Tatsachen die Annahme rechtfertigen", dass eine Person "politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung begehen wird".

Es ist ein Eiertanz, weil Gesinnungen hierzulande nicht strafbar, sondern die Gedanken frei sind. Immerhin kann der Staat mithilfe der Gefährderkonstruktion versuchen, die Betreffenden im Auge zu behalten. Und Paragraf 58a im Aufenthaltsgesetz sieht vor, dass ausländische Gefährder direkt abgeschoben werden können. So weit die Theorie.

In der Praxis scheitern Abschiebungen jedoch oft daran, dass die Heimatländer die Betroffenen nicht zurücknehmen wollen. Es gibt zwar viele internationale Verträge, Rückführungsabkommen, aber Papier ist geduldig, selbst wenn es die Unterschrift von Staats- und Regierungschefs trägt.

Das Beispiel Marokko zeigt, wie kompliziert es in der Praxis sein kann, mit einzelnen Ländern zu greifbaren Ergebnissen zu kommen. 2016 wurde auf Initiative der nordrhein-westfälischen Landesregierung die Task Force Marokko ins Leben gerufen, weil die Zahl der marokkanischen Straftäter über die Jahre signifikant gestiegen war. Mit dem Maghrebstaat gibt es seit den Neunzigerjahren eine Verabredung über die Ausstellung von Passersatzpapieren, doch das hat lange überhaupt nicht funktioniert. Die Landesregierung nahm deshalb Kontakt zum marokkanischen Generalkonsulat in Düsseldorf auf, um den Diplomaten klarzumachen, dass kriminelle Landsleute in Deutschland dem Ansehen ihrer Heimat schaden.

Inzwischen wurde es besser, zumindest ein bisschen, auch auf Druck der Bundesregierung. Musste Deutschland früher Fingerabdrücke per Post nach Marokko schicken, um dort Identitäten überprüfen und Passersatzpapiere ausstellen zu lassen, gebe es in dem nordafrikanischen Land mittlerweile ein mit dem deutschen kompatibles digitales System des Datenaustauschs, berichten Beamte. Fingerabdrücke landen jetzt mit einem Mausklick in Marokko, innerhalb von 45 Tagen kommt von dort eine Rückmeldung.

2016 schob NRW noch 59 Marokkaner ab, im vergangenen Jahr waren es bereits 382. Das System funktioniert also, wenn auch langsam: Marokko erlaubt Deutschland zum Beispiel nicht, dass die Landsleute in Sammelabschiebungen in Charterflugzeugen gebracht werden. Vonseiten der Landesregierung in NRW heißt es, dass der Bund mit Marokko verhandeln müsse, sonst sei man mit den Problemfällen noch auf Jahre hinaus beschäftigt. "Wir haben Tausende, die den Status 'vollziehbar ausreisepflichtig' haben", sagt Integrationsminister Joachim Stamp von der FDP, "und wer das liest, fragt sich: Sind die Politiker denn bekloppt? Warum werden diese Leute nicht abgeschoben? Aber so einfach ist das eben nicht."

Nichts ist einfach, wenn es um Abschiebungen geht. Selbst dann nicht, wenn es um mehrfach straffällig gewordene Ausländer geht, deren Anwesenheit in Deutschland von vielen Bürgern als besondere Zumutung empfunden wird.

Die Polizisten bekommen es mit zunehmender Gewalt und Heimtücke zu tun. 

Die gewalttätigen Männer aus Krisenländern wie Syrien, Libyen oder Gambia, unter ihnen Dauersäufer und Drogenabhängige, machen zwar nur einen winzigen Teil der Migranten aus, aber sie versorgen die politische Debatte mit dem meisten Gift. Wie wird man ihrer Herr? Was macht man mit einem Intensivstraftäter wie dem Pakistaner Saïd K., der im Mai 2018 in Tuttlingen, bewaffnet mit einer mit Nägeln gespickten Holzlatte, ins Landratsamt stürmte? Der in Haft später einen Mitgefangenen vergewaltigt haben soll? Dessen Asylantrag schon 2016 abgelehnt worden war, der aber nicht abgeschoben werden konnte, weil er keine gültigen Papiere besaß?

Einer Task Force im Stuttgarter Innenministerium ist es zu verdanken, dass der Täter Ende Januar dieses Jahres schließlich doch das Land verlassen hat. Die Einheit wurde Anfang 2018 ins Leben gerufen, um der neuen Lage in Baden-Württemberg zu begegnen: Zwischen 2012 und 2017 hatte sich die Zahl der nicht deutschen Tatverdächtigen, die innerhalb eines Jahres fünf oder mehr Straftaten begingen, von 2807 auf 4058 erhöht.

Wie Deutschland daran scheitert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Das ist, wie die Statistik zeigt, nicht selten: Von Januar bis November 2018 kamen bei solchen Flügen etwa 300-mal Fesseln oder Haltgurte zum Einsatz. Fünf Ausländer trugen einen Kopf- und Beißschutz, weil sie sich wehrten. Immer wieder finden Begleitpolizisten Rasierklingen, mal in Schuhsohlen, mal im Mund, mit denen sich Zwangspassagiere verletzen. Auch das zeigt, worum es für viele bei einer Rückführung geht: um ihr Leben. Um alles oder nichts.

Unterstützergruppen fragen deshalb ständig nach, was der Staat da eigentlich mit den Menschen macht. Auf der anderen Seite aber stehen die Polizisten, und wer fragt schon groß, was das alles mit ihnen macht? Nicht einmal ihr Arbeitgeber, die Bundespolizei, die den Großteil der Rückflüge abwickelt.

Polizisten sollen funktionieren, am besten so, dass es keinen Grund zur Klage gegen den Staat gibt. Dass die Abschieber sich selbst beklagen, haben Regierung und Behörden in den vergangenen Jahren weit weniger ernst genommen; woher die nötigen Kräfte kommen, hat den Staat lange kaum interessiert. Im Gegenteil: Wer sich als Beamter in so ein Flugzeug setzte, wurde von seinem Dienstherren geradezu schäbig behandelt.

Das geht schon los beim Geld. Bisher gab es keinen Cent Zulage für den Job des Rückführers, nur das übliche Auslandstagegeld, das jeder Beamte bekommt, der ins Ausland reist, etwa zu einer Konferenz. Anders Norwegen. Dort zahlt der Staat Polizisten pro Flug 600 bis 2000 Euro, Italien lässt sich drei Flugabschiebungen 1000 Euro Zuschlag kosten. Jetzt plant auch das deutsche Innenministerium eine Zulage, daran doktert es schon seit mehr als einem Jahr herum, aber die Beamten sollen nur 50 bis 100 Euro für einen Flug obendrauf bekommen. Und den Höchstsatz erst ab acht Stunden. So steht es in einem Entwurf, der 2020 Gesetz werden könnte, vielleicht rückwirkend ab 2019, aber wer weiß.

Der Fortschritt ist eine Schnecke im heutigen Deutschland, und man darf das skandalös finden. "Je mehr Abschiebungen es gab, desto mieser wurden die Bedingungen für die Personenbegleiter", sagt Jörg Radek von der Gewerkschaft der Polizei, "die Begleitbeamten wurden zum Sparschwein degradiert." Was die "Sparschweine" bei ihren Flügen statt Geld alles einstecken müssen, steht in den Einsatzberichten.

  1. Oktober 2018, Flug München–Rom, "im Flugzeug leisteten die neun Rückzuführenden weiterhin massiv aktiven Widerstand. Drei Personenbegleitern Luft der Bundespolizei wurde mit einem Spucke-Blut-Gemisch (Rückzuführender hat sich auf die Zunge gebissen) direkt in die Augen gespuckt".

  2. Januar 2019, Düsseldorf–Dhaka: "Rückzuführender Nr. 4 versuchte, die Polizeivollzugsbeamten zu beißen oder durch Kopfstöße zu treffen."

Und dann die Sache auf der A 3 bei Köln Ende Oktober 2018: Eine bayerische Polizistin, gerade 20 Jahre alt, und ihr Kollege wollen einen Nigerianer mit einem VW-Bus zur Sammelabschiebung nach Düsseldorf bringen. Der Nigerianer sitzt hinten im Gefangenenabteil; 550 Kilometer lang: keine besonderen Vorkommnisse. Plötzlich wickelt sich der Mann den Sicherheitsgurt um den Hals und versucht, sich zu erdrosseln. Vollbremsung, rechts rüber auf den Standstreifen. Die Polizisten springen zu dem Mann nach hinten, die Schiebetür fällt ins Schloss und lässt sich nicht mehr öffnen. Im Wagen schlägt der Nigerianer um sich, tritt die Innenverkleidung von der Karosserie, kann nur mit Not aus der Gurtschlaufe geholt und gefesselt werden. Danach brauchen die Polizisten noch einige Zeit, um sich mithilfe ihres Schlagstocks aus dem verschlossenen Bus zu befreien.

In einem internen Papier aus dem vergangenen April spricht die Bundespolizeiführung von "einer zunehmenden Gewaltbereitschaft und Heimtücke", mit der es die Beamten zu tun hätten. Sie leiden aber nicht nur unter der Aggressivität derer, die sie auf den Flügen begleiten müssen, was sie mindestens so nervt, ist die Kleinlichkeit ihres Dienstherrn. In den Dienstvorschriften ist niedergelegt, ob und wie Auslagen erstattet werden. Das führt dazu, dass in der Vergangenheit immer wieder das Menü im Flieger vom Tagegeld abgezogen wurde. Rückführer haben, bei längeren Einsätzen, nur das Recht auf ein Zimmer in einem billigen Hotel; hier wird dann natürlich auch das Frühstück wieder aufs Tagegeld angerechnet. Rucksäcke und Gürteltaschen für die Flüge mussten sich die Abschieber bisher selbst besorgen. Und beim Anzug, den sie sich bitte selbst für den Dienst kaufen sollen, gibt es nichts dazu; die schicken Skymarshalls dagegen, die Terroristen an Bord stoppen sollen, bekommen von der Bundespolizei ein paar Tausend Euro Startgeld für ihr Undercover-Outfit als Geschäftsflieger.

Geht es indes um Überstunden, nimmt es der Bund mit den Vorschriften nicht so piefig genau: Bei einer Abschiebung am 14. August 2018 von München nach Kabul zählten Polizisten aus Dresden 27 Arbeitsstunden am Stück. Die Rekordmarke soll bei rund 40 Stunden liegen. In einem vertraulichen Papier gab selbst die Führung der Bundespolizei im April zu, "dass die Rahmenbedingungen nicht gerade zur Attraktivität dieser Tätigkeit beitragen".

Das alles hat Folgen. Es wird nach Aussagen von beteiligten Beamten immer schwerer, noch genug Kräfte für die Flüge zu finden. Schließlich gilt, dass kein Beamter gezwungen werden soll; gesucht sind Freiwillige, die bereit sind, Ausländer gegen deren Willen auszufliegen.

Am 4. Dezember 2018 ging etwa der zweite Aufruf der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin für einen Flug nach Pakistan heraus: "Von den erforderlichen 110 Personenbegleitern konnten bislang nur 59 zur Unterstützung gewonnen werden." Auch dieser dritte Aufruf aus dem Sommer für einen Flug nach Nigeria und Gambia ist dokumentiert: "Ich bitte um erneute Abfrage, um zumindest einen angemessenen Teil der angekündigten Rückzuführenden (38) begleiten zu können." Gemeldet hatten sich 16 Polizisten, gebraucht wurden 75.

In ihrem vertraulichen Papier vom April diagnostiziert die Bundespolizei offen "Einsatzmüdigkeit" in der Truppe. "Zunehmend" sei zu sehen, dass die verfügbaren Kräfte "an ihre Belastungs- und Motivationsgrenzen kommen" und "ein hoher Aufwand zu betreiben ist", um Freiwillige zu finden. Das sei keine Momentaufnahme; die Probleme reichten tiefer.

Für die Politik ist der Befund geradezu dramatisch: "Es ist zu unterstreichen, dass mit diesen Strukturen eine deutliche Erhöhung der aktuellen Rückführungszahlen nicht möglich sein wird. Selbst das Halten der bekannten Zahlen ist nur bei einer fortgesetzt hohen Motivation aller Beteiligten zu erwarten."

Was also tun? Not kennt kein Gebot – mit das Erste, was dem Bundesinnenministerium einfiel, war ein Erlass im September 2018, der für den Personalrat und viele Abschiebepolizisten ein Skandal ist.

Seit der Sudanese Aamir Ageeb 1999 bei einer Abschiebung im Flugzeug erstickt war, durften nur noch Polizisten mit ins Flugzeug, die einen 15-Tage-Lehrgang zum "Personenbegleiter Luft" (PBL) absolviert hatten. Davon gab es Ende vergangenen Jahres 1269, verteilt auf mehrere Standorte im Bundesgebiet; rund 1100 sind derzeit einsatzfähig. Der Erlass von Oktober sagt nun, dass "weitere geeignete" Beamte der Bundespolizei "zum Einsatz kommen" dürfen, Beamte ohne Lehrgang. Wer geeignet ist, dazu ist dem Erlass nichts zu entnehmen; er gilt erst mal bis Ende Juni.

Das Innenministerium beschloss damit aber nur, was es unter dem Druck zunehmender Abschiebeflüge längst gab: Nicht allein bei der angeblichen "Horrorabschiebung" von Berlin nach Madrid im Juni sollen Beamte ohne den Speziallehrgang an Bord gegangen sein. Die Bundespolizei operierte seit Monaten mit ungeübten Kräften bewusst in einer Grauzone. Belegt ist die Entsendung eines "gemischten" Bewacherteams von Polizisten mit und ohne Lehrgang im August nach Kabul. Nach einer Abschiebung im Oktober notierte ein Flugbegleiter, die ungeübten Kollegen hätten "nicht so wirklich gewusst, wie sie im Flieger arbeiten sollten".

In diesem Februar setzte die Bundespolizei einen Luftbegleiterlehrgang aus Frankfurt (Oder) ein, kaschiert als "quasi praktisches Training". In einem Beschwerdebrief des Hauptpersonalrats im Innenministerium an Staatssekretär Hans-Georg Engelke heißt es, mittlerweile dürften sogar Geschäftszimmerbeamte fliegen, ohne den nötigen Impfschutz, ohne Einreisevisum für das Zielland. "Es ist unverantwortlich, unausgebildete Beamte für Abschiebungen zu missbrauchen", wettert GdP-Mann Radek.

Wie Deutschland daran scheitert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Behördenversagen - Wie Deutschland daran scheitert, abgelehnte Asylbewerber abzuschieben Exklusiv für Abonnenten Polizisten und Verwaltungsbeamte verzweifeln am deutschen System: Warum ist es so schwer, abgelehnte Asylbewerber und straffällige Ausländer des Landes zu verweisen? 01. März 2019

Von Matthias Bartsch, Felix Bohr, Jürgen Dahlkamp, Jörg Diehl, Lukas Eberle, Ullrich Fichtner, Jan Friedmann, Dietmar Hipp, Roman Lehberger, Andreas Ulrich, Wolf Wiedmann-Schmidt, Steffen Winter

Wenn Bundespolizisten ins Erzählen kommen über ihre Arbeit an der Front der Abschiebung, kann es geschehen, dass man sich als Zuhörer für die Zustände in diesem Land zu schämen beginnt. Zu lernen ist, dass die Beamten, die im Dienst immer wieder tätlich angegriffen, mit Blut bespuckt und mit Fäkalien beschmiert werden, eine "Abnutzungspauschale" von 1,20 Euro für ihren selbst gekauften Anzug bekommen, den sie im Flugzeug bei der Abschiebung tragen sollen. Und dass die Dienststelle die Reinigung nur übernimmt, "wenn die Kleidung einer dem Dienst zuzuordnenden besonderen Verschmutzung (Blut/Speichel/Urin) unterliegt".

Zu lernen ist, dass den Polizisten schon mal die an Bord ihres Abschiebeflugs servierte Mahlzeit vom ohnehin mageren Reisetaschengeld abgezogen wurde. Die Beamten müssen, wenn sie auslaugende 72-Stunden-Touren nach Asien oder Afrika absolvieren, ihre Arbeitszeiten penibel protokollieren; einige berichten, dass ihnen die Stunden auf dem Rückflug nicht voll angerechnet würden, weil ihr Dienstherr das "Reisezeit", nicht "Arbeitszeit" nennt. Manchmal arbeiten sie 20, 30 Stunden am Stück, ehe sie ein schäbiges Hotelbett sehen. "Wenn wir in Afghanistan mal herumstehen, bevor es weitergeht", sagt ein Bundespolizist, "kann es sein, dass mir ein Teil davon als Pause von der Arbeitszeit abgezogen wird."

Was während des Einsatzes im Ausland zu bezahlen ist, strecken die Beamten aus privater Tasche vor, "und dann warte ich Wochen, bis ich es von der Bundesrepublik Deutschland wiederbekomme". Kehren die Polizisten vom Abschiebeflug zurück, gemartert allein schon von der Zeitverschiebung, müssen sie am folgenden Tag oft ganz normal zum Dienst erscheinen. Es gibt nämlich keine Extrafreizeit – ein Jetlag ist in den Dienstvorschriften nicht vorgesehen. Und die Rückführer haben immer wieder Probleme, die vollen Schichtzulagen zu bekommen, weil sie aus den Wechselschichten herausfallen. Am Ende verdienen sie dann sogar weniger, als wenn sie zu Hause in ihrer Einheit geblieben wären. So geht es zu. Man hört davon selten.

Der Alltag der Beamten, die den Kopf für Deutschland und das Funktionieren seines Rechtsstaats hinhalten, freiwillig, bleibt in der Regel unsichtbar in der miserabel organisierten Abschiebepraxis. Dass es auf der Asylbaustelle drunter und drüber geht, ist nichts Neues, nur wird der Befund ständig brisanter: Nach den Jahren der großen, ungeregelten Ankunft von 2015 und 2016 stünden nun Jahre der Normalisierung und der geordneten Rückführung an.

Statt aber nüchtern und kooperativ ein Asyl-, Ausländerrechts- und Abschiebesystem ins Werk zu setzen, das für alle Beteiligten taugt, hat sich der Wirrwarr nur verschlimmert. Und so wird das Thema regelmäßig zu einer neuen Nummer in der politischen Empörungsarena, in der Gewalttaten von Ausländern zu Schlagzeilen in der "Bild"-Zeitung führen, Marke: "Wie viele Opfer noch?"

Es stehen sich in Deutschland zwei gleichermaßen extreme Lager gegenüber, die im jeweils anderen den Teufel wittern. Auf der einen Seite steht ein mittlerweile fest etabliertes gesellschaftliches Milieu, das sich, angeführt von der AfD, inmitten eines von dunklen Mächten geplanten "Bevölkerungsaustauschs" wähnt. Auf der anderen Seite eine ideologisch entgegengesetzte, ausländerfreundliche Fraktion, die keine nationalen Grenzen mehr kennt und alles staatliche Handeln rigoristischen Moralvorstellungen unterwerfen will. Zwischen diesen Polen, "alle Ausländer raus" – "alle Ausländer rein", lavieren die politischen Parteien, die das Schwarz-Weiß-Spiel vor Wahlen aber manchmal doch auch gern selbst inszenieren.

Die handfeste Realität geht im dauernden Gezeter verschütt. Deutsche Regierungen und Behörden haben, so wirkt es, aus der Flucht aus Jugoslawien in den Neunzigerjahren nicht viel für ihr Handeln gelernt. Bis heute gibt es in Deutschland keine 500 Plätze für die Abschiebehaft, aber Tausende Kandidaten dafür. Selbst der Fall des Weihnachtsmarktattentäters Anis Amri, den eine versagende Asylbürokratie erst möglich machte, hat trotz aller anderslautender Bekundungen nicht zu einem radikalen Umdenken und einem seriösen Gesamtsystem geführt, in dem sich Bund und Länder mitsamt ihren Behörden sinnfällig und zielführend vernetzen. Stattdessen muss damit gerechnet werden, dass sich ein Fall Amri jederzeit wiederholen könnte.

So gilt, in Deutschland, die einfache, traurige Faustregel: Politiker, die sich vor Kameras stellen und als oberste Abschieber inszenieren, als Gesetzesverschärfer und Hüter des deutschen Volkes, sind in der Regel Hochstapler. Es mangelt auch nicht an Gesetzen, Vorschriften, Verordnungen und Verschärfungen, sondern an Taten. An Klarheit. An Übersicht. Vor allem fehlt die Erkenntnis, dass Bundesländer und kommunale Ausländerbehörden mit der bürokratischen Betreuung von Migranten aus aller Welt dramatisch überfordert sind. Es brauchte, auch im Land des großgeschriebenen Föderalismus, einen zentral geführten Prozess, der klare und gerechte Verfahren garantiert und das Klein-Klein beendet. Dazu gibt es Ansätze, Arbeitsgruppen, Task Forces, und doch fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept, obwohl ein "Masterplan" seit Monaten vorliegt. Den Schaden haben alle, die an den Abschiebeverfahren beteiligt sind.

Dass das europäische und das deutsche Asylwesen Züge eines Schildbürgerstreichs trägt, lässt sich in wenigen Zahlen darstellen. Im Zuge der Dublin-Verordnung etwa, die regelt, dass Ausländer ihren Asylantrag in dem Land stellen müssen, in dem sie die Europäische Union zuerst betreten, hat Deutschland im vergangenen Jahr 9209 Migranten in andere europäische Länder abgeschoben, gleichzeitig aber 7580 Asylbewerber von dort aufgenommen.

Insgesamt wurden im vorigen Jahr 23 617 Menschen aus Deutschland abgeschoben, zugleich aber scheiterten Abschiebeversuche in 30 921 Fällen, weil die Betroffenen verschwunden oder krank waren, Schicksalsschläge erlitten oder neue Gerichtsentscheidungen vorzuweisen hatten. Es wurden 7849 Fälle von "nicht erfolgter Zuführung am Flugtag" gezählt, und 3322-mal mussten bereits laufende Rückführungsversuche abgebrochen werden, etwa "wegen Beförderungsverweigerung", "wegen aktiven/passiven Widerstands", "wegen nicht flugreisetauglich", "wegen Rechtsmittel". Nicht eigens gelistet ist der Grund: wegen absurden Verwaltungsaufwands. Ein Bundespolizist rechnet vor, dass für die 150 Plätze einer Sammelabschiebung 1000 behördliche Vorgänge gestartet werden müssten, damit man 600 infrage kommende Personen identifizieren könne, von denen man 400 nachts unvorbereitet aufsuchen müsse, um am Ende 150 zu haben, die man ins Flugzeug setzen könne. Und auch das sei keineswegs sicher.

Ist eine Abschiebung doch vollzogen und abgeschlossen, setzt schon der Drehtüreffekt ein: Offizielle Statistiken gibt es nicht, aber hochrangige Beamte schätzen, dass ein großer Teil der aus Deutschland Abgeschobenen über kurz oder lang wiederkehrt, um das Glück neuerlich zu versuchen.

Hinter dieser Mauer aus Zahlen ist Abschiebung ein bitteres Geschäft. Es geht in der Regel um Menschen, deren Hoffnungen zerstört werden, um ihre Angst, was nun aus ihnen wird, um ihre Verzweiflung, dass alles umsonst war: das Geld, das sie dem Schlepper gezahlt haben, der oft gefährliche Weg nach Deutschland. Rückführung ist das schmutzige Ende aller Träume, und wer sagt, man solle abgelehnte Asylbewerber doch einfach abschieben, zack, zack, Ausländer raus, der macht sich keine Vorstellung, wie schmutzig es werden kann. Einerseits für die Menschen, die es trifft. Andererseits für die Polizisten, die es tun. Beispiele? Gibt es viele.

Am 6. Juni 2018 sitzen in Berlin-Schönefeld 90 Ausländer in einer Chartermaschine der tschechischen Billigfluglinie SmartWings. Mit an Bord 83 Bundespolizisten, 4 Ärzte und Sanitäter. Der Flug geht nach Madrid, weil die 90 Männer, Frauen, Kinder irgendwann mal in Spanien den Boden der EU betreten haben. Dort hätten sie bleiben müssen, statt nach Deutschland weiterzureisen.

Der Berliner Flüchtlingsrat spricht von einer "Horrorabschiebung": Polizisten hätten eine Frau gefesselt und vor den Augen ihrer weinenden Kleinkinder ins Flugzeug getragen; die Frau habe bitterlich nach ihrem Mann geschrien, der nicht mit abgeschoben worden sei. Eine andere sei geschlagen, ein geistig behinderter Mann mit einem Medikament ruhiggestellt worden, bis er "völlig weggetreten erschien". Überall verzweifelte, heulende Menschen, und was hätten die Polizisten gemacht? Sie auch noch ausgelacht.

In einer Antwort des Berliner Senats auf eine Anfrage der Grünen liest sich das nüchterner: "Die allgemeinen Vorwürfe physischer Gewaltanwendungen können nicht bestätigt werden." Eine fröhliche Flugreise war es dennoch nicht. In einer Erklärung der Bundesregierung heißt es: Ja, eine "Person" sei ins Flugzeug getragen, drei Familien seien auseinandergerissen worden, die Polizei fesselte fünf Menschen.

Jetzt giert auch ARD-Chef Ulrich Wilhelm auf höhere Gebühren und droht mit Klage by [deleted] in deutsch

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Tja, wer mit Leistungen seine Kunden nicht von seinem Produkt ueberzeugen kann, muss halt auf Lobbyismus und Anwaelte zurueckgreifen.

Flugaffäre: Grünen-Frau Schulze äußert sich erstmals - „das ist lächerlich“ by papiersackratte in deutsch

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Nein, das ist pure Heuchelei. Nichts anderes.

Venezuela: Was spricht für den Einsatz von US-Militärs - und was dagegen - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Venezuela - Was spricht für den Einsatz des US-Militärs - und was dagegen? Exklusiv für Abonnenten Venezuelas Interimspräsident Juan Guaidó sucht Unterstützung in seinem Kampf gegen Präsident Maduro. Könnte die Panama-Invasion 1989 Vorbild für eine militärische Intervention der Amerikaner sein? Von Jens Glüsing, Christoph Scheuermann 01. März 2019

Die Fotos, die US-Senator Marco Rubio Ende vergangener Woche twitterte, bedurften keines Kommentars: Auf einem sah man Panamas damaligen Diktator Manuel Noriega, wie er eine Machete schwingt. Das zweite Bild zeigt ihn nach seiner Auslieferung in einem Gefängnis in Miami. So, das war die unausgesprochene Botschaft, soll auch Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro enden: vor einem US-Gericht.

Noriega war im Dezember 1989 durch eine Militärintervention der Amerikaner gestürzt und später in die USA gebracht worden, wo er wegen Drogenhandel verurteilt wurde. Bei der "Operation Just Cause" ("Gerechte Sache"), wie die Militäraktion genannt wurde, kamen nach offiziellen Quellen 516 Menschen ums Leben, Menschenrechtsgruppen beziffern die Zahl der Toten auf 1000 bis 4000.

Trotzdem galt die Luftlande-Operation mit mehr als 20 000 US-Soldaten als Erfolg. Auf amerikanischer Seite gab es 23 Gefallene. "Just Cause" dauerte nur wenige Wochen und setzte einem Schreckensregime ein Ende, das für den Tod von Hunderten Regimegegnern verantwortlich war.

Könnte die Panama-Invasion nun also Vorbild für eine militärische Intervention der Amerikaner in Venezuela sein?

Gut fünf Wochen nachdem Juan Guaidó sich unter Berufung auf die Verfassung zum Interimspräsidenten erklärt hat, ist der Machtkampf zwischen Präsident Nicolás Maduro und ihm zu einer internationalen Krise geworden.

Diese Ausweitung haben Maduros Gegner selbst befeuert: Sie hatten darauf gesetzt, dass es Guaidó am vergangenen Samstag mithilfe der USA und befreundeter lateinamerikanischer Staaten gelingen würde, humanitäre Hilfe ins Land zu bringen. Der Übergangspräsident hatte die Grenzsoldaten aufgerufen, gegen Maduros Befehl die Hilfsgüter ins Land zu lassen.

Zuvor war er auf geheimen Wegen nach Kolumbien gereist; die venezolanische Justiz hatte ihm die Ausreise untersagt. Guaidós Plan aber, triumphierend auf einem Lastwagen voller Hilfsgüter in die Heimat zurückzukehren, ging nicht auf.

Nur einige Hundert Soldaten liefen zu ihm über, zwei Lastwagen gingen in Flammen auf, an der Grenze zu Brasilien gab es Tote. Nun hoffen die Maduro-Gegner, dass Trump ihnen mit einer militärischen Intervention zu Hilfe kommt.

"Alle Optionen sind offen", twitterte Guaidó nach der gescheiterten Hilfsmission. "Die schweren Verbrechen, die heute von dem Maduro-Regime begangen wurden, haben die Tür für verschiedene potenzielle multilaterale Aktionen geöffnet, die vor 24 Stunden noch nicht auf dem Tisch lagen", erklärte auch Marco Rubio. Der kubanischstämmige Senator aus Florida gilt als einflussreichster Berater des US-Präsidenten in der Venezuelakrise.

Trumps harte Linie gegen Maduro hat mehrere Gründe. Erstens hofft er wohl, sich bei den Exilvenezolanern für die Präsidentschaftswahl 2020 profilieren zu können. Zweitens sieht er das Land als Beispiel eines gescheiterten Sozialismus – das nützt ihm im innenpolitischen Kampf gegen die Demokraten, denen er vorwirft, in den USA den Sozialismus durch die Hintertür einführen zu wollen.

Außerdem erhofft sich die Regierung in Washington lukrative Öldeals in Venezuela. Die Ölinfrastruktur ist dringend reparaturbedürftig; sie wäre ein riesiger Markt für US-Konzerne, sollte Maduro abtreten.

Bislang sind militärische Drohungen aus Washington aber vor allem ein rhetorisches Mittel im Kampf gegen das Maduro-Regime. Vizepräsident Mike Pence habe Guaidó erklärt, dass Trump auf eine friedliche Lösung setze, berichtete der "Miami Herald" am Montag. "Wir werden Maduro weiter wirtschaftlich und politisch isolieren, bis die Demokratie wiederhergestellt ist", zitiert ihn die Zeitung.

Ein Militärschlag könnte den Konflikt ausweiten. Denn neben den USA sind auch Russland, China und die Türkei in Venezuela engagiert. Washington suche einen "künstlichen Vorwand" für ein militärisches Vorgehen, warnte der russische Außenminister Sergej Lawrow.

Russische Unternehmen fördern in Venezuela Öl und Gas. Moskau ist auch militärisch involviert: Präsident Wladimir Putin hat Maduro und dessen Vorgänger Hugo Chávez mit Gewehren, Raketen, Flugzeugen und Hubschraubern beliefert. Putin sieht in Venezuela einen strategischen Brückenkopf, um seinen Einflussbereich in Lateinamerika auszudehnen.

China ist vor allem an den Rohstoffen des Landes interessiert. Peking hat dem Regime in Caracas Kredite in Milliardenhöhe gewährt. Die Chinesen fürchten, dass sie ihr Geld abschreiben müssten, wenn Maduro stürzt. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan sieht Maduro als Verbündeten im Kampf um eine Führungsrolle in einer multipolaren Welt.

Die Frage ist nur: Würden diese Verbündeten Maduro auch im Fall einer Intervention der USA zur Seite stehen? Russland würde wegen Venezuela kaum einen offenen Konflikt mit Washington riskieren. Und China hat bereits diskret Kontakte zu Guaidó geknüpft, bei einer Intervention würde es wohl neutral bleiben.

Auch die Lima-Gruppe, der die größten Staaten Lateinamerikas und Kanada angehören, lehnt eine Militärintervention ab. Nur Kuba hat militärische Unterstützung versprochen. Das Sozialistenregime in Havanna ist Maduros engster Verbündeter.

Interimspräsident Guaidó umwirbt daher nun Trumps wichtigste Partner in der Region: Brasiliens rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro und Kolumbiens konservativen Staatschef Iván Duque. Am Donnerstag flog er nach Brasília, um Bolsonaro zu treffen. Brasilien werde Venezuela "innerhalb unserer Verfassung und unserer Traditionen" helfen, sagte Bolsonaro, was wohl eher heißt, dass er sich an einer Militäraktion nicht beteiligen würde.

Eine Intervention der USA könnte zu Konflikten oder sogar einem Krieg mit dem Nachbarn Kolumbien führen: Die Guerilla ELN unterstützt Maduro und nutzt Venezuela als Rückzugsgebiet. Sie würde dem Regime vermutlich mit Attentaten in Kolumbien helfen.

Dessen Streitkräfte werden von den USA beraten und mit Waffen beliefert, Bogotá ist Washingtons wichtigster militärischer Verbündeter in der Region. Inzwischen hat Maduro die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen; er wirft der Regierung in Bogotá vor, sie diene Washington als Handlanger für eine militärische Invasion. Kolumbien leidet bisher am stärksten unter dem Konflikt im Nachbarland. Es hat die meisten der mehr als drei Millionen Flüchtlinge aus Venezuela aufgenommen. Als die Grenze geschlossen wurde, brach der Handel in den Anrainerorten zusammen. Politisch profitiert Präsident Duque vom Venezuelakonflikt: Seine Umfragewerte sind gestiegen, eine militärische Intervention könnte dagegen die gesamte Region destabilisieren.

"Venezuela ist in vieler Hinsicht ein gescheiterter Staat", schrieb der Militärexperte Francisco Toro in der "Washington Post". Große Teile des Landes würden von paramilitärischen Gruppen kontrolliert, die sich einer vagen marxistischen Ideologie verschrieben hätten und mit der Regierung verbündet seien. Wenn aber US-Truppen die offiziellen Streitkräfte zerstörten, so Toro, würde dies "den einzigen Akteur entfernen, der eventuell in der Lage wäre, die Kontrolle über das Land zurückzugewinnen, und es stattdessen einer wilden Vielfalt krimineller Gangs ausliefern". Die Folge wäre ein "Libyen in der Karibik".

Maduros Amtsvorgänger Chávez hatte die Verteidigung auf einen solchen asymmetrischen Konflikt nach kubanischem Vorbild ausgerichtet: Er bewaffnete Zehntausende Zivilisten. Ein Guerillakrieg könnte sich so über Monate oder Jahre hinziehen.

Dabei wären die Streitkräfte kaum ein Hindernis für die Amerikaner: Die meisten Soldaten leiden unter der Versorgungskrise. An den militärischen Kontrollpunkten bitten Polizisten und Soldaten Autofahrer um Mitfahrgelegenheiten, weil sie kein Benzin haben. Kein Armeehubschrauber sei einsatzbereit, versichert ein Ex-General in Caracas.

Die Drohung mit dem Militäreinsatz könnte helfen, die Generäle zum Putsch gegen Maduro zu bewegen, glaubt Militärexperte Toro. Nur dürfe sie nicht wahr werden, sonst würde das Land im Chaos versinken: "Was wir brauchen, ist ein Bluff", so Toro. Ein Militäreinsatz würde "in einem Desaster enden".

Die US-Regierung setzt daher vorerst auf eine Verschärfung der wirtschaftlichen Sanktionen, die sie vor allem gegen den staatlichen Ölkonzern PDVSA erlassen hat. Der Ölexport ist die wichtigste Quelle für Devisen. Von einem Boykott aber wäre auch die Zivilbevölkerung betroffen: Das Regime könnte weniger Grundnahrungsmittel und Medikamente importieren.

Interimspräsident Guaidó hat offenbar vor, erneut eine Machtprobe mit Maduro zu provozieren: Er kündigte an, über den internationalen Flughafen von Caracas nach Venezuela zurückzukehren, obwohl Maduro ihm mit Verhaftung droht.

"Die Opposition setzt darauf, dass Guaidó festgenommen wird", sagt der venezolanische Militärexperte Paul Torello. "Das würde einen Vorwand für eine internationale Aktion liefern". Ein enger Berater Trumps bestätigte: Wenn Guaidó etwas geschähe, wäre dies "eine der letzten Entscheidungen Maduros".

Fall Toufik B.: Wie ein krimineller Marokkaner seit Jahren die Behörden narrt - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Fall Toufik B. - Wie ein krimineller Marokkaner seit Jahren die Behörden narrt Exklusiv für Abonnenten Diebstähle, Drogendelikte, gefährliche Körperverletzung, jede Menge falsche Identitäten - Toufik B. ist seit Jahren polizeibekannt. Trotzdem wird er nicht abgeschoben. Was läuft da schief? Von Jörg Diehl, Roman Lehberger 01. März 2019

Niemand kann mit Sicherheit sagen, wie viele Ermittlungsverfahren es gegen Toufik B.* gegeben hat. Lange Zeit war unbekannt, aus welchem Land er stammt und welcher seiner rund 20 Aliasnamen der richtige ist.

Lange Zeit ahnte die für ihn zuständige Be hörde ebenfalls nicht, dass er in halb Europa gelebt und schon einmal einen Asylantrag in Deutschland gestellt hatte. Lange Zeit war er auch untergetaucht. Und noch immer ist nicht klar, wie es weitergeht mit dem Mann, inzwischen eingestuft als "Prüffall islamistischer Terrorismus".

Alles beginnt mit einem Handydiebstahl im Jahr 2017 irgendwo in Nordrhein-Westfalen. Toufik B. ist zusammen mit einem Komplizen auf Beutetour. In einem Nachtklub rempelt er einen Gast an, klaut ihm per "Antanztrick" das Handy. Er wird erwischt, bei einer Überprüfung entpuppt er sich schnell als Profidieb. Er ist nur auf Bewährung frei; seit 2015 ist er bereits achtmal wegen Diebstahl aufgefallen, zudem wegen Drogendelikten und gefährlicher Körperverletzung.

Toufik B. kommt in Untersuchungshaft. Er hat keine Papiere, ebenso wenig einen gültigen Aufenthaltstitel. Der Fall landet bei der zuständigen Ausländerbehörde. Der Sachbearbeiter ist ratlos. Ihm lägen keinerlei Informationen zu B. vor, schreibt der Beamte an das Gefängnis, in dem B. sitzt. Im Ausländerzentralregister, in dem jeder Ausländer in Deutschland erfasst sein müsste, gebe es keinen Eintrag. Dabei ist B. schon lange in Deutschland, das ergibt sich aus den Datenbanken der Polizei, in denen sein Fingerabdruck gespeichert ist.

Bald wird klar: Über die Jahre hat sich B. jede Menge falscher Identitäten zugelegt. Mal änderte er den Vornamen, mal den Nachnamen, mal spielte er mit Geburtsdaten oder mit seiner Staatsangehörigkeit. Zusammengeführt wurden diese Datensätze im Ausländerzentralregister bis zu diesem Zeitpunkt nicht. Nach einigen Erkundigungen erfährt der Sachbearbeiter, dass es auch im Jahr 2016 schon ein Asylverfahren gegeben hat. Es wurde eingestellt.

Toufik B. wird im Dezember 2017 wegen des Handydiebstahls im Nachtklub zu sechs Monaten Haft verurteilt, danach soll er direkt aus dem Gefängnis abgeschoben werden. Aber wohin?

Seine Staatsangehörigkeit ist nicht klar. Die Behörden halten B. für einen Algerier, das hatte er selbst so erzählt. Einen Nachweis gibt es dafür nicht. Das algerische Konsulat wird eingeschaltet, es soll ein Passersatzdokument ausstellen. Die Behörden organisieren eine Sammelvorführung: Mehrere Nordafrikaner mit unklarer Staatsangehörigkeit treffen auf algerische Beamte. Kosten nur dieses einen Termins laut einer internen Aufstellung: rund 5000 Euro für Flüge, Bahntickets, Dolmetscher, Übernachtung und Bewirtung der algerischen Diplomaten. Plus die Verwaltungskosten, die auf deutscher Seite bei solchen Terminen entstehen.

Zum Ziel führt das im Fall Toufik B. nicht. In einem Protokoll wird vermerkt, B. habe bei dem Termin nur wenig und ausschließlich auf Englisch gesprochen. Eine Einschätzung, ob es sich bei ihm um einen ihrer Staatsbürger handle, können die Algerier erst einmal nicht abgeben.

Anfang März 2018 hat Toufik B. seine Gefängnisstrafe abgesessen. Er ist jetzt verpflichtet, Deutschland innerhalb von sieben Tagen zu verlassen. Doch daraus wird nichts, B. stellt zum zweiten Mal einen Asylantrag. Er lebt nun in einer Einrichtung für Asylbewerber in einem anderen Bundesland. Auch dort beschäftigt er immer wieder Polizisten und Sicherheitspersonal. Diebstahl, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, Körperverletzung, die Liste seiner Ermittlungsverfahren wächst und wächst. Vorladungen der Behörden lässt er verstreichen. Auch das zweite Asylverfahren wird eingestellt, im Sommer 2018 soll er Deutschland wieder einmal binnen sieben Tagen verlassen.

Inzwischen hat sich offenbar geklärt, was seine Heimat ist. Interpol hat Toufik B. als marokkanischen Staatsbürger identifiziert. Doch als B. aus der Haft entlassen wird, taucht er ab. Kein Mensch weiß, wo er ist. Das heißt, eigentlich hätte man es schon wissen können: Einmal kreuzt er auf dem Gelände seiner Asylunterkunft auf, um sich Busgutscheine für eine Fahrt ins Krankenhaus zu besorgen. Toufik B. ist zu diesem Zeitpunkt zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Seine Anwesenheit auf dem Gelände hätte sofort gemeldet werden müssen. Doch wer auch immer ihm die Gutscheine gibt, schaut offenbar nicht genau hin, denn nichts geschieht.

Nach und nach trudeln weitere Erkenntnisse zu Toufik B. ein. Die deutschen Behörden wissen nun, dass er in den vergangenen Jahren auch in Schweden unter verschiedenen Identitäten Asylanträge gestellt hat. 2016 wurde er einmal von Schweden nach Marokko abgeschoben. Aber B. kehrte zurück nach Europa.

Von 2018 an gerät der Marokkaner dann in den Blick des Staats- und Verfassungsschutzes. Es gibt jetzt Hinweise darauf, dass er extremistische Tendenzen hege. So soll B. die Absicht geäußert haben, etwas "Böses" tun zu wollen, das ihn das Leben kosten würde. Toufik B. gilt als psychisch labil, und er hat nichts mehr zu verlieren. Eine gefährliche Kombination.

Im Oktober 2018 nehmen ihn Spezialkräfte der Polizei in den Niederlanden fest. Dort hat er sich wohl, seit er abgetaucht ist, die meiste Zeit aufgehalten. Und auch dort hat er einen Asylantrag gestellt. Da nach den Dublin-Regeln Deutschland für ihn zuständig ist, stimmen die deutschen Behörden zu, ihn zurückzunehmen. Die Überstellung funktioniert reibungslos, Toufik B. sitzt seitdem in Abschiebehaft.

Kürzlich hat er wieder einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Über den muss nun entschieden werden. Das kann einige Wochen lang dauern. Vielleicht wird man Toufik B. vorher freilassen müssen. Wird er dann seine Abschiebung abwarten?

Seine Passersatzpapiere aus Marokko fehlen übrigens auch noch.

* Name geändert.

Linksextreme Splittergruppe "RAF Berlin": Die RAF lebt - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Linksextreme Splittergruppe in Berlin - Die RAF lebt Exklusiv für Abonnenten Eine Gruppe von Linksextremen hat das Kürzel der "Roten Armee Fraktion" wiederbelebt. Zum Todestag der RAF-Mitbegründerin Ulrike Meinhof hieß es: "Ulrike, der Kampf geht weiter!" Von Bertolt Hunger 01. März 2019

Der Berliner Stadtteil Friedrichshain ist bekannt für seine linke Szene. Die dortige Rigaer Straße hält der Verfassungsschutz für einen Hotspot der Autonomen, insbesondere die Kneipe „Kadterschmiede“, in der seit Jahren ohne Mietvertrag diskutiert wird.

Man müsse endlich aus der Kneipe auf die Straße, fanden dort einige Revolutionäre. Unter dem Namen „Roter Aufbau Friedrichshain/Berlin“ trommeln die anonymen Linksextremen seit zwei Jahren für die kommunistische Revolution. Den Gruppennamen kürzen sie „RAF Berlin“ ab, was bislang für „Rote Armee Fraktion“ stand.

„Endlos“ gehe das Gelaber über die Gewaltfrage, beklagte sich die „RAF Berlin“ in einer Art Gründungsaufruf 2017. Man habe zwar „Verständnis dafür, dass nicht alle Menschen militant gegen Faschist*innen vorgehen können oder wollen.“ Aber „Selbstschutz“ sei notwendig.

Auf der Homepage von „RAF Berlin“ wird für die „Rote Hilfe“ geworben. Innenminister Horst Seehofer (CSU) würde diese linke Organisation mit etwa 10.000 Mitgliedern am liebsten verbieten. „RAF Berlin“ unterstützt auch die bereits verbotene kurdische PKK, so wie es schon die Original-RAF in den neunziger Jahren tat. PKK-Führer Abdullah Öcalan solle endlich aus dem Gefängnis freigelassen werden, denn: „Solange Öcalan in Gefangenschaft ist, kann niemand wirklich frei sein.“

Ulrike Meinhof, die 1970 die Terrorgruppe RAF mitgründete und sich 1976 im Gefängnis erhängte, wird an ihrem Todestag mit einem Grabbesuch gehuldigt: „Ulrike hat für ihren politischen Kampf den höchstmöglichen Preis bezahlt. Wir werden sie niemals vergessen. Ulrike, der Kampf geht weiter!“ Meinhof gab 1970 die Parole aus: „Die Bullen sind Schweine. Es ist falsch, mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.“ Bis 1993 tötete die RAF 33 Menschen, darunter elf Polizisten in Deutschland und den Niederlanden. Zahlreiche weitere verloren bei Mordversuchen ihre Gesundheit.

Der fünfzackige Stern mit dem „RAF Berlin“-Schriftzug, den die Gruppe bei Demonstrationen durch die Straßen trägt, ist dem Berliner Staatsschutz zwar aufgefallen. Aber ermittelt werde gegen die Gruppierung nicht, heißt es, da „die Symbolik der RAF nicht verboten“ sei. Wieder was gelernt. Der Berliner Verfassungsschutz erklärt auf Anfrage, auch er kenne „die Gruppierung und die Internetauftritte“, könne aber „keine Angaben zur möglichen Beobachtungspraxis und zu möglichen Beobachtungsobjekten machen“.

Die Berliner Behörden geben sich vielleicht deswegen entspannt, weil die echte RAF als Terrorgruppe de facto seit 1993, und per Dekret seit 1998 aufgelöst ist. Ganz aufgelöst? Nein! Drei unbeugsame Revolutionäre hören nicht auf, dem System Widerstand zu leisten. Mit RAF-Waffen, RAF-Methoden und der Unterstützung von RAF-Sympathisanten haben Daniela Klette, Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub laut Polizei seit 1999 mindestens zwölf Überfälle begangen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordversuchs.

Auf der Internetseite von „RAF Berlin“ schreibt ein Kommentator: „Meine Anerkennung für euer Werk im Untergrund! Ein Hoch auf euch, Daniela, Burkhard und Co.“

Abzug aus dem Mittelmeer: Bundeswehr stoppt Seenotrettung by papiersackratte in deutsch

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Seenotrettung, also known as Schlepperei.

Anhänger des "Islamischen Staats": Die Rückkehr der IS-Krieger - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Auch in Deutschland wird debattiert, ob man IS-Kämpfer ausbürgern sollte, um ihre Rückkehr zu verhindern. Wenn jemand ausschließlich die deutsche Staatsangehörigkeit besitze, sei das nicht möglich, sagt der Göttinger Völkerrechtler Frank Schorkopf. Das Grundgesetz verbiete es, jemanden staatenlos zu machen. Anders sehe es bei Kämpfern mit doppelter Staatsangehörigkeit aus: Ihnen könnte man, bei einer harten Auslegung des Staatsangehörigkeitsgesetzes, den deutschen Pass abnehmen. Schließlich hätten sie mit Deutschland gebrochen und für das "De-facto-Regime" des IS gekämpft.

Ein ähnlicher Plan steht auch im Koalitionsvertrag, die Details aber sind umstritten. "Doppelstaatlern, die an Kampfhandlungen einer Terrormiliz im Ausland beteiligt waren, muss künftig die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt werden können", sagt Justizministerin Barley, in deren Haus seit November ein Gesetzentwurf von Horst Seehofer zur Prüfung liegt. "Klar ist, dass wir verfassungsfeste und rechtsstaatliche Lösungen brauchen."

"Ich stand auf türkischer Seite und wusste: Meine beiden Kinder, die überlebt haben, sind so nah." 

Doch das Gesetz könnte wahrscheinlich nicht rückwirkend gelten, sondern nur für Kämpfer, die sich in Zukunft einer Terrormiliz andienen. Die aktuellen Probleme würde es nicht lösen. Zunehmend setzt sich daher die Ansicht durch, dass sich Deutschland um die Inhaftierten in Nordsyrien kümmern muss. "Politisch will niemand IS-Anhänger zurücknehmen, rechtlich besteht bei deutschen Staatsangehörigen jedoch die Verpflichtung", sagt der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD). "Wir verlangen die Rücknahme von anderen Staaten ja auch, wenn wir ihre Staatsangehörigen abschieben." Mögliche Täter müssten "in einem ordentlichen Gerichtsverfahren" verurteilt werden, und nicht "in einem exterritorialen Gefangenenlager wie Guantanamo".

In der Bundesregierung werden bereits Möglichkeiten durchgespielt, wie die IS-Anhänger nach Deutschland verfrachtet werden könnten. Nicht in einer Sammelabschiebung, sondern nach und nach, ähnlich wie es die Franzosen erwägen. Lange war die Position in Paris, dass französische Dschihadisten am besten vor Ort der Prozess gemacht werden solle. Nun aber könnten mithilfe der Amerikaner rund 50 erwachsene IS-Anhänger samt ihrer Kinder in kleinen Gruppen ausgeflogen werden. Dem drohenden Chaos nach einem möglichen US-Abzug aus Syrien scheint Frankreich die Kontrolle zu Hause vorzuziehen.

Aus deutscher Sicht ideal wäre, man könnte die Gefangenen über die irakische Grenze nach Arbil eskortieren. Dort könnten sie im deutschen Konsulat noch von deutschen Polizisten vernommen werden. Die Befragungen des BND reichen für die Justiz in Deutschland nicht aus. In einem Strafverfahren gelten strenge Regeln, angefangen mit der Belehrung, dass Beschuldigte sich nicht selber belasten müssen.

Möglich wäre ein Transport über den Irak aber nur, wenn die Zentralregierung in Bagdad mitmacht. Und darauf verzichtet, die ausländischen Kämpfer selbst vor Gericht zu stellen, wo sie dann womöglich zum Tode verurteilt werden.

Der Vater von Dirk P. aus Stuttgart drängt schon seit vielen Monaten darauf, dass sein Sohn nach Deutschland überstellt wird. Seinen Frust kann er schlecht verbergen, die deutschen Beamten nennt er "Schnarchnasen". Der frühere Fotojournalist versteht bis heute nicht, wie sein Sohn ins Gebiet des IS reisen konnte, für ihn sind das "gehirnamputierte Vollidioten". Er weiß, dass sein Sohn die Situation selbst verschuldet hat. Trotzdem versucht er alles, um ihn nach Deutschland zu bringen: "Er bleibt unser Sohn."

Was genau Dirk P. beim IS gemacht hat, ist unklar. Reportern erzählte der gelernte Orthopädie-Schuhmacher, er habe nicht gekämpft, sondern Prothesen für Verletzte hergestellt. Die Kurden glauben dagegen, dass er auch an Gräueltaten beteiligt war.

Sein Vater hat sich prominente Hilfe geholt, die frühere SPD-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin. Sie ist überzeugt, dass es möglich wäre, Dirk P. nach Deutschland zu bringen. Auch für die deutsche Justiz wäre sein Fall zu bewältigen, sagt sie.

Eine Sache macht seinen Fall aber noch komplizierter: Dirk P. hat im Kriegsgebiet geheiratet und ein Kind gezeugt. Was aus dem Jungen und der Mutter würde, wenn er nach Deutschland überstellt wird, ist ungewiss. Die Frau ist Syrerin, die Ehe nach deutschem Recht ungültig.

Anhänger des "Islamischen Staats": Die Rückkehr der IS-Krieger - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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"Wir müssen die im Ausland inhaftierten deutschen Dschihadisten zurücknehmen, daran führt kein Weg vorbei", sagt der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU). "Es mag politisch nicht leicht zu vermitteln sein, dass wir Extremisten, die unserem Wertesystem den Kampf angesagt haben, dabei helfen, nach Deutschland zurückzukehren." Doch wenn es sich um deutsche Staatsbürger handele, könne man sich nicht weiter verweigern: "Deswegen ist es klug, wenn wir uns jetzt darauf vorbereiten und sowohl Sicherheitsbehörden als auch Jugend- und Sozialbehörden sensibilisieren."

Der Nahostexperte Guido Steinberg von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik sagt: "Die Kurden und die USA haben viel geleistet im Kampf gegen den IS. Deshalb sollte Deutschland der Bitte nachkommen und die deutschen IS-Anhänger hierherbringen." Auch wenn die Aktion unpopulär sei und bei den anstehenden Landtagswahlen im Osten kaum Stimmen bringen dürfte, sei sie notwendig. "Die Zeit wird knapp", sagt Steinberg.

Die Lage in Nordsyrien ist fragil. Sollten die USA, wie von Trump angekündigt, tatsächlich ihre Truppen abziehen, wäre ungewiss, ob die Kurden die Kontrolle über die IS-Gefangenen gewährleisten könnten. Die Gefahr, dass Kämpfer freikommen, wäre real. Man müsse befürchten, dass sie dann "unkontrolliert nach Europa und Deutschland einreisen, um dort aktiv zu werden", sagt die Grünenpolitikerin und Polizistin Irene Mihalic: "Ein solches Szenario muss dringend verhindert werden."

Die Kurden hatten die Dschihadisten in Syrien zunächst bekämpft, um sich selbst zu schützen. Als sie aber nach ihrem Sieg in der Stadt Kobane 2015 viele Gebiete von der Schreckensherrschaft des IS befreiten, machten sie sich für die USA als Hilfstruppen unentbehrlich. Mit IS-Gefangenen gingen sie anders um als manche Milizen im benachbarten Irak. Diese exekutierten die Extremisten oft nach kurzem Verhör. Die syrischen Kurden aber steckten die Männer ins Gefängnis, Frauen und Kinder erst in abgetrennte Teile von Flüchtlingslagern, seit 2018 in ein Internierungscamp nahe Derik in Nordostsyrien.

Die Kurden dachten, sie täten der Welt einen Gefallen, die Terroristen und ihre Familien festzunehmen. Sie glaubten, damit auch ein kostbares Tauschgut im diplomatischen Ringen um internationale Anerkennung in der Hand zu halten. Tatsächlich aber wollte kaum ein Staat seine Extremisten wiederhaben, im Gegenteil: Bis auf Indonesien, dessen Diplomaten schon im Sommer 2017 zwei Frauen und deren Kinder im Lager von Ain Issa bei Rakka abholten, bemühte sich lange kein Land um seine Staatsbürger.

"Wir haben Tausende im Krieg verloren, auch um diese Menschen gefangen zu nehmen", klagte der Außenminister der kurdischen De-facto-Verwaltung in Syrien, Abel Karim Omar, schon vor Monaten gegenüber dem SPIEGEL. "Jetzt ist Europa, Deutschland in der Pflicht."

Einige ehemalige Anhängerinnen des "Kalifats" sitzen bereits seit bis zu zweieinhalb Jahren in Lagern in der Nähe der türkischen Grenze, nachdem sie dem IS davongerannt waren. Ihre Angehörigen in Deutschland bekamen immer wieder zu hören, man müsse warten, bis die Behörden in der Türkei eine Einreise erlaubten. Doch nichts geschah.

Das Auswärtige Amt verweist darauf, dass man in Syrien derzeit "nicht die normale Betreuung für deutsche Staatsangehörige anbieten" könne, "unabhängig davon, welchen Tatvorwürfen sie sich konfrontiert sehen". Die deutsche Botschaft ist seit Jahren geschlossen. "Das kann für Angehörige sehr frustrierend sein", ändere aber leider nichts an den Tatsachen.

Manche Familien versuchten es deshalb auf eigene Faust.

Die Nachricht, die ihr Leben auf den Kopf stellte, erreichte Josefin Steinhauer kurz vor Weihnachten. "Hallo Mama, ich weiß, das ist jetzt alles viel auf einmal, was jetzt kommt", so begann ihre Tochter Carla ihren Hilferuf aus Syrien in einer WhatsApp-Mitteilung. Mehr als drei Jahre zuvor war die heute 31-Jährige mit ihren drei kleinen Kindern zum IS ausgereist und hatte ihren Ehemann und ihre Mutter in Oberhausen zurückgelassen. Lange war der Kontakt abgebrochen.

Das Haus, in dem sie und ihr neuer Mann – ein IS-Kämpfer – mit den Kindern lebten, sei vor einer Woche bombardiert worden, schrieb Carla. Ihr neunjähriger Sohn sei gestorben, "inschallah", so Gott will, "schnell und schmerzlos". Die Töchter hätten überlebt, jetzt brauche sie dringend Geld zur Flucht und für Medizin.

Josefin Steinhauer wollte ihrer Tochter helfen. Gemeinsam mit Carlas deutschem Ehemann flog sie in die Türkei, während die Tochter versuchte, mit einem Schleuser aus Syrien über die Grenze zu kommen. Doch statt auf türkischem Boden landeten Carla und ihre Kinder im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Der Plan, sie von dort mithilfe des türkischen Geheimdienstes über die Grenze zu bringen, scheiterte.

Stattdessen hausen die Frau und ihre Kinder nun in einem Zeltlager in der syrischen Stadt Asas, in diesem Fall kontrolliert von der Türkei. Dort, nur wenige Kilometer hinter der Grenze, harren sie nun aus, ihr Ehemann vom IS ist von türkischen Einheiten festgenommen worden.

"Ich stand auf türkischer Seite und wusste: Meine beiden Kinder, die überlebt haben, sind so nah", sagt Carlas deutscher Ehemann und Vater der Töchter. "Und ich kann sie trotzdem nicht in den Arm nehmen." Täglich telefoniert er mit seinen sieben- und elfjährigen Töchtern im Camp.

Josefin Steinhauer steht in Kontakt mit der deutschen Botschaft in Ankara. Sie habe unzählige E-Mails geschrieben, sagt die Mutter, "aber es tut sich nichts". Carla und die Töchter müssten dringend raus aus Syrien: "Man muss keine Angst vor ihr haben, sie wird nicht mit einem Sprengstoffgürtel rumlaufen. Sie sagte mir, sie hätte nie gekämpft." Die Staatsanwaltschaft in Duisburg ermittelt gegen die junge Frau wegen Terrorverdacht. Ob es belastbare Erkenntnisse gegen sie gibt, ist fraglich.

Vor wenigen Tagen schrieb Carla aus dem Camp eine E-Mail an die deutsche Botschaft. Ratten kletterten über die Betten, die Kleinen seien krank, klagte sie. Man prüfe Optionen, um eine Ausreise zu ermöglichen, antwortete ein Beamter aus dem Auswärtigen Amt einen Tag später.

Viele EU-Staaten lehnen es aber auch nach der Twitter-Drohung des US-Präsidenten grundsätzlich ab, die europäischen IS-Anhänger rasch zurückzuholen. "Es handelt sich um einige der gefährlichsten Menschen der Welt", verlautete aus dem Umfeld des dänischen Ministerpräsidenten. "Wir sollten sie nicht zurücknehmen."

Auch in Italien hält man nichts davon, sie ins Land zu holen. Großbritannien entzog in dieser Woche sogar einer 19-jährigen IS-Anhängerin die Staatsbürgerschaft, um so ihre Rückkehr zu verhindern. Alexanda Kotey und El Shafee Elsheikh, die Mitglieder einer IS-Gruppe gewesen sein sollen, die westliche Geiseln enthauptete, wurden ebenfalls ausgebürgert – und sollen nun in die USA ausgeliefert werden. In einem beispiellosen Schritt hat Innenminister Sajid Javid den Amerikanern vorab versichert, dass man auf eine Garantie verzichten würde, die Männer nicht hinzurichten; sie bestreiten, Henker des IS gewesen zu sein.

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Die deutschen Ermittler bekommen ihre Informationen von Verbündeten, durch Aussagen geläuterter Terroristen, durch abgehörte Telefonate oder Fotos im Internet – und durch Befragungen des Bundesnachrichtendienstes (BND), der viele Gefangene in Nordsyrien befragt hat.

Mindestens 63 Männer und Frauen, die aus Deutschland in das Kriegsgebiet gezogen waren, befinden sich im kurdischen Gewahrsam in Syrien. 42 von ihnen haben einen deutschen Pass. Gegen 18 der IS-Anhänger liegt bereits ein deutscher Haftbefehl vor, so auch gegen Bajram G., den Gefährder aus dem Rheinland. Mehr als ein Jahr ist es inzwischen her, dass er angeblich bei einem Gefecht mit kurdischen Truppen gefangen genommen wurde. Inzwischen bedaure sein Mandant, nach Syrien gereist zu sein, sagt sein Bonner Anwalt Mutlu Günal: "Er möchte zurück nach Hause und sich einem rechtsstaatlichen Verfahren vor einem deutschen Gericht stellen."

In anderen Fälle aber fehlen den deutschen Strafverfolgern noch klare Belege. Vor allem bei den Frauen dürfte es häufig schwierig sein, ihnen eine Mitgliedschaft beim IS nachzuweisen, auch wenn sie ideologisch oft genauso verblendet gewesen waren wie die Männer. Ein Aufenthalt im Kriegsgebiet allein ist nicht strafbar, so sieht es der Bundesgerichtshof.

Manchmal aber haben die Ermittler Glück und bekommen die Beweise, die sie suchen. Bei Lucas Gläß aus Dortmund beispielsweise fiel ihnen ein Registrierungsbogen des IS in die Hände, ausgefüllt im Juli 2014 von der "Generaldirektion der Grenze" der Terrormiliz. Sein Name war mit "Luks Kalas" nicht ganz richtig notiert. Aber an seiner Bereitschaft zum Dschihad bestand wohl kein Zweifel: "Kämpfer" notierten die IS-Leute; Gläß bestreitet heute, jemals in einen Einsatz gezogen zu sein.

Im Fall von Martin Lemke, einem Schweißer aus Sachsen-Anhalt, sitzen wichtige Zeugen bereits in Deutschland. Er sei ein Scherge des IS-Geheimdienstes gewesen, erzählte ein Rückkehrer aus dem Kriegsgebiet. Ein anderer Zeuge legte der Polizei ein Foto von Lemke in einer schwarzen IS-Uniform vor und behauptete: Der hat meinen Bruder geköpft. Lemke, der wie seine Ehefrau Leonora vor wenigen Tagen festgenommen wurde, bestreitet Mord oder Folter. Er gibt aber zu, Teil des IS-Terrorapparats gewesen zu sein. Weitere Deutsche haben ihre eigenen Gräueltaten in Propagandavideos dokumentiert.

IS-Anhänger von Syrien nach Deutschland zu bringen wäre riskant. Viele sind verroht, manche kampferfahren, andere traumatisiert, womöglich auch die Frauen. Wie sie sich in der westlichen Zivilisation verhalten, ist kaum zu sagen. Sie intensiv zu überwachen, wäre notwendig, bindet viele Beamte und ist teuer. Trotzdem erkennen immer mehr Politiker, dass es kaum eine Alternative gibt.

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Deutsche IS-Kämpfer wollen zurück - "Mama, bitte erzähl mir, wie man mich rauskriegt" Exklusiv für Abonnenten Dutzende deutsche Anhänger des "Islamischen Staats" sitzen in Gefängnissen in Nordsyrien. Unter ihnen sind womöglich Mörder. Wie soll Deutschland mit den Staatsfeinden umgehen? Von Jörg Diehl, Julia Amalia Heyer, Martin Knobbe, Roman Lehberger, Christoph Reuter, Fidelius Schmid, Andreas Wassermann, Wolf Wiedmann-Schmidt 22. Februar 2019

Es geht um Männer wie Bajram G. aus St. Augustin bei Bonn, einen islamistischen Gefährder, der möglicherweise auch ein Mörder ist. "Weißt du, was das Schönste war in meinem Dschihad für Allah?", fragte er über Facebook einen Bekannten – und gab sogleich die Antwort. Er habe drei Feinde niedergeschossen, alle drei "Ungläubige". Dann habe er das Telefon eines Opfers genommen und bei einer Frau aus dessen Kontaktliste angerufen. Ihr habe er gesagt, dass er mit seinem Stiefel auf dem Kopf des Opfers stehe. Die Frau habe geschrien.

Ob es die Gräueltaten wirklich gegeben hat oder G. sich nur wichtig machen wollte, ist unklar. Inzwischen aber klingen die Nachrichten des Islamisten aus dem Rheinland anders.

In Briefen an seine Familie in Deutschland schreibt er: "Ich vermisse euch sehr. Vielleicht wisst ihr, ich bin gefangen?" So steht es in einem Schreiben, das über das Rote Kreuz verschickt wurde, aus einem Haftlager in der Nähe der nordsyrischen Stadt Kamischli. In einem anderen Brief heißt es: "Mama, bitte erzähl mir, wie es euch geht und ob ihr wisst, wie man mich rauskriegt. Was sagen die Behörden? Ich will nur nach Hause. Ich will hier raus."

Bajram G., 25 Jahre alt, deutscher Staatsbürger, Sohn von Einwanderern aus dem Kosovo, war 20 Jahre alt und noch Schüler, als er aus Deutschland verschwand und sich nach Erkenntnissen der Ermittler dem "Islamischen Staat" (IS) anschloss. Er gehört zu den Tausenden Islamisten, die von Europa aus in den Kampf gezogen waren und nun in großer Zahl in Gefängnissen der durch die USA unterstützten Kurdenmiliz YPG sitzen. Aus Kämpfern des "Kalifats" sind Kriegsgefangene geworden.

Die Bundesregierung steht nun vor schwierigen Fragen: Wie geht sie mit diesen Kriegsgefangenen um? Muss sie einen wie Bajram G. nach Deutschland zurückholen? Was würde hier aus ihm? Konkrete Antworten hat sie bislang nicht gefunden.

Hinter den Kulissen wird seit Langem über den Umgang mit den ausländischen IS-Kämpfern diskutiert. Das Ende des IS war in den vergangenen Wochen greifbar, zuletzt verschanzten sich die verbliebenen Krieger auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer. Viele ausländische Kämpfer sitzen seit Monaten oder Jahren in Gefängnissen in Nordsyrien und im Irak, bislang meist ohne Aussicht auf eine rasche Rückkehr in ihre Heimat.

Die syrischen Kurden und ihre Verbündeten, die USA, hatten die Europäer in den vergangenen Monaten immer wieder gedrängt, ihre Staatsbürger zurückzunehmen und sie vor Gericht zu stellen. Doch die Europäer spielten bisher auf Zeit.

Deutsche Diplomaten schildern, es sei eine Entscheidung Berlins gewesen, sich nicht übermäßig für die inhaftierten Dschihadisten zu engagieren. "Die Marschrichtung war: Wir müssten eigentlich, aber wir tun es nicht", sagt ein Beamter. Das Wegducken hat nun ein Ende.

Am vergangenen Sonntag setzte US-Präsident Donald Trump das Thema per Twitter mit einem Schlag ganz oben auf die Agenda: "Die Vereinigten Staaten bitten Großbritannien, Frankreich, Deutschland und andere europäische Verbündete, mehr als 800 IS-Kämpfer zurückzunehmen, die wir in Syrien gefangen genommen haben", schrieb Trump. "Sonst sind wir gezwungen, sie freizulassen ..."

Die Bundesregierung wies die Forderung umgehend zurück, nicht nur weil sie die damit verbundene Drohung für dreist hielt. "So einfach, wie man sich das in Amerika vorstellt, ist es sicherlich nicht", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD). Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) forderte: "Jeder Einzelfall muss vor Ort geklärt werden, bevor irgendjemand ins Flugzeug gesetzt wird." Und Justizministerin Katarina Barley (SPD) sagte dem SPIEGEL: "Wir müssen sicherstellen, dass sich ehemalige IS-Kämpfer bei uns nicht frei bewegen können. Nicht wenige werden längst per Haftbefehl gesucht. Andere müssen konsequent überwacht werden, sobald sie Deutschland betreten."

Trotz der verbalen Abwehr scheint in Berlin angekommen zu sein: Länger lässt sich das Problem nicht aufschieben. Deutschland braucht für die Frage der IS-Rückkehrer endlich eine klare Haltung und einen Plan.

Anders als Außenminister Maas der Öffentlichkeit vor wenigen Tagen noch weismachen wollte, haben die Sicherheitsbehörden über die meisten gefangenen IS-Anhänger bereits zahlreiche Informationen gesammelt. Ihr Ziel ist es, am Ende genügend Beweise zu haben, damit die Polizei die Islamisten verhaften kann, sollten sie nach Deutschland kommen.

Rentenreform: Grüne fordern Bürgerfonds zur Altersvorsorge by digitalfrost in deutsch

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Die Gruenen wuenschen sich also mehr unmuendige und abhaengige Buerger, Kant wuerde sich im Grabe umdrehen.

Die Gruenen sind echt eine Partei von Volldioten fuer Vollidioten.

Clans in Essen: Wie kriminelle Großfamilien im Ruhrgebiet herrschen - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Gerne. Solange mein Abo noch laeuft (bis Mitte Maerz), kann ich alles auf Anfrage posten.

Clans in Essen: Wie kriminelle Großfamilien im Ruhrgebiet herrschen - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Brennpunkt Ruhrgebiet - Wie kriminelle Großfamilien in Essen herrschen Exklusiv für Abonnenten Das Ruhrgebiet ist zu einer Hochburg arabischstämmiger Clans geworden; die Polizei blieb jahrelang weitgehend tatenlos. Damit soll nun Schluss sein, verspricht die Politik. Wirklich? Von Jörg Diehl, Lukas Eberle 20. Februar 2019

Ehe der Staat Stärke zeigte, musste ihm vielleicht seine Schwäche vorgeführt werden. Und deswegen ist die Wirkung des öffentlichen Hilferufes aus der Essener Nord-City erheblich. Im Dezember 2017 beschwert sich eine Interessengemeinschaft von Essener Geschäftsleuten über die Umtriebe der Clans, eine Lokalzeitung berichtet.

In der Erklärung der Kaufleute aus einer Gegend, in der viele arabischstämmige Familien ansässig sind, geht es um "permanente Rechts- und Regelverstöße bis hin zu organisiertem kriminellen Verhalten", mit denen Clan-Mitglieder aufgefallen seien. Es gebe "erheblich differente Wert- und Rechtsvorstellungen". Und es heißt: "Wir haben Rechtsverletzungen bis hin zu Schwerstkriminalität erleben müssen, und die Ausschreitungen in den letzten Wochen zeigen nun ein Ausmaß, das vollkommen inakzeptabel ist."

Zuvor ist es in Essen wiederholt zu Krawallen gekommen, an denen immer wieder arabischstämmige Männer beteiligt gewesen sein sollen. Der öffentliche Appell der Kaufleute gipfelt in den Worten: "So geht es nicht weiter!"

In kaum einer Region Deutschlands ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Clans so gewachsen wie im Ruhrgebiet. Einer der Gründe dafür ist, dass von Duisburg bis Hamm der Wohnraum erschwinglich ist, mit dem Sterben der Steinkohlezechen sind viele Alteingesessene fortgezogen. In manchen Städten standen ganze Straßenzüge leer, oft haben sich dort türkisch-arabische Großfamilien niedergelassen.

In Städten wie Essen sind Viertel zu Brennpunkten geworden, vor allem im Norden der Stadt tragen Kriminelle ihre Fehden aus, es gibt Massenschlägereien und Schießereien, Drogenhandel, Diebstahl und Schutzgelderpressung. Rund 3000 Angehörige von Clans leben in Essen, die meisten haben libanesische Wurzeln. Das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen führt mehr als 1200 von ihnen als Tatverdächtige, ein großer Teil der Clanmitglieder in Essen geht also vermutlich einer Karriere als Gangster nach. 

Doch lange Zeit hat sich die nordrhein-westfälische Polizei wenig für die Machenschaften der Sippen interessiert. Während die Strafverfolger in Berlin und Bremen schon länger an dem Phänomen arbeiten, folgten die Beamten im Westen anderen Prioritäten. Hier waren es Mafiosi, Rocker und Neonazis, die als besondere Bedrohung des Rechtsfriedens ausgemacht wurden. Später folgten islamistische Terroristen, nordafrikanische Intensivtäter und Einbrecherbanden.

"Über viele Jahre hinweg sind die Clans in Nordrhein-Westfalen unterschätzt worden – womöglich aus Gründen falsch verstandener Toleranz", sagt der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus. "Diese Zurückhaltung der Polizei haben Kriminelle als Schwäche des Staates interpretiert und immer mehr Grenzen überschritten." Innenminister Herbert Reul (CDU), seit Mitte 2017 im Amt, räumt im Interview mit dem SPIEGEL ein: "Die Politik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig um das Phänomen gekümmert. Wir haben es verpennt."

Im November 2016 startet das Düsseldorfer Landeskriminalamt (LKA) endlich ein Projekt, das die Clans in den Blick nehmen soll: "Kriminalitäts- und Einsatzbrennpunkte geprägt durch ethnisch abgeschottete Subkulturen", heißt es im schönsten Behördendeutsch, kurz "Keeas". In der LKA-Abteilung für organisierte Kriminalität versuchen sich Kriminalisten an einer Definition des Phänomens. Sie wollen beschreiben, mit wem sie es überhaupt zu tun haben, und was sich dagegen machen lässt.

"Clankriminalität" begingen Mitglieder "ethnisch abgeschotteter" Familien, analysiert das LKA, "die unter Missachtung staatlicher Strukturen, der Rechtsordnung und des gesellschaftlichen Werteverständnisses eine eigene, streng hierarchische, delinquente Subkultur" bildeten. Sie akzeptierten kein hoheitliches Handeln, pflegten patriarchische Entscheidungsstrukturen "unter Missachtung der Rechte von Frauen", so steht es in einem vertraulichen Dokument. Sie legten "Toleranz und Kompromissbereitschaft als Schwäche aus", seien "in der Regel bildungsfern" und sähen "Gewalt als akzeptiertes Mittel zur Konfliktlösung" an – ebenso wie sie "Kriminalität als akzeptiertes Mittel zur Entwicklung vermeintlich erfolgreicher Lebensentwürfe" betrachteten.

Laut LKA betätigen sich die Clans im Drogenhandel und in der Geldwäsche. Sie begehen demnach Sozialleistungsbetrug, betreiben Shisha-Bars und kaufen Immobilien in strukturschwachen Gegenden. "Die verstehen uns als Opfergesellschaft", sagt ein erfahrener Ermittler.

Auf einer Konferenz stellte der zuständige LKA-Abteilungsleiter Thomas Jungbluth kürzlich die Ergebnisse seiner Keeas-Studie vor. So geht das LKA derzeit von etwa hundert Clans in NRW aus, wobei es schwerfällt, die verwandtschaftlichen Beziehungen zu erfassen. Selbst die Identität ist oft unklar. Laut Jungbluth gibt es in NRW eine Großfamilie, in der 15 verschiedene Schreibweisen ein und desselben Namens in den behördlichen Datenbanken kursieren. Fünf Prozent der identifizierten Clan-Angehören sind laut Jungbluth staatenlos, 15 Prozent sind dem Pass nach Türken, 31 Prozent Libanesen und 36 Prozent haben die deutsche Staatsangehörigkeit.

Von 2016 bis 2018 sollen etwa 6500 Mitglieder der Clans in NRW rund 14.200 erfasste Straftaten begangen haben. "Das Dunkelfeld dürfte vor dem Hintergrund des Bedrohungspotenzials, der Einschüchterung, der strikten Abschottung und einer gering ausgeprägten Anzeigebereitschaft erheblich sein", so Jungbluth. Ein Drittel der dennoch bekannt gewordenen Straftaten sind laut LKA Gewaltdelikte wie Körperverletzung. Es folgen Betrugs- und Eigentumstaten sowie Drogenhandel. 26 versuchte und vollendete Tötungsdelikte rechnet die Polizei den Clans zu. Ein Hotspot ist Essen. Dort will sich die Polizei dem Thema nun mit der Besonderen Aufbauorganisation (BAO) "Aktionsplan Clans" widmen, in der unter anderem etwa 20 Ermittler Dienst tun.

Die Essener Polizei setzt dabei auf ein Konzept, wie es gegen andere Intensivtäter und Islamisten Anwendung findet: Alle Delikte einer bestimmten Klientel werden zentral bearbeitet, egal um welche Taten es sich handelt. In einem vertraulichen Papier der Polizei heißt es: "Die Bandbreite der Straftaten durch kriminelle Gruppen innerhalb libanesischer Großfamilien bildet das gesamte Spektrum von der Allgemeinkriminalität bis hin zu Schwerstkriminalität ab. Die Delikte, die Modi Operandi und das Nachtatverhalten (u. a. Einschüchterung von Zeugen, Einflussnahme von Familienoberhäuptern) lassen Strukturen krimineller Organisationen erkennen.” Es seien in den vergangenen Jahren "hohe illegale Gelder und Vermögenswerte erwirtschaftet” worden, "die teilweise durch Geldwäsche in legale Wirtschafts- und Finanzkreisläufe (u. a. Betreiben von "Shisha-Bars") eingeschleust wurden.”

Landesweit will die Polizei nun auf mehreren Ebenen gegen die Clans vorgehen: Ständige Kontrollen mit vielen Beamten und in Kooperation mit anderen Behörden wie Zoll, Steuerfahndung und kommunalen Ämtern sollen Nadelstiche setzen. Den öffentlichen Raum sollen Formationen der Bereitschaftspolizei besetzen, die das Geprahle der Szene unterbinden sollen. Und Kriminalbeamte versuchen, in die Strukturen der Clans einzusteigen.

"Es wird sehr lange dauern und eines gewaltigen Kraftakts bedürfen, diese Kriminalität ansatzweise in den Griff zu bekommen", prognostiziert der Vorsitzende des Bund Deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler. "Ich hoffe, dass wir das nötige Durchhaltevermögen haben werden." Die Polizei brauche ausreichend Personal für die aufwendigen, langwierigen und schwierigen Ermittlungen in den Clans. "Der Innenminister wird sich an den Ergebnissen dieser Ermittlungen messen lassen müssen."

Fiedler hält etwa 150 Kriminalisten für nötig, die jahrelang an nichts anderem arbeiten sollten als an den Clans im Ruhrgebiet. Hinzu kommen müssten Experten anderer Behörden, sagt er. Nach SPIEGEL-Informationen sind derzeit landesweit jedoch höchstens 50 Ermittler mit den etwa 100 Clans befasst.

"Wir haben angefangen, wir werden nicht aufhören”, sagt NRW-Innenminister Reul. Doch auch er bezeichnet es als "Mammutaufgabe, den Clans das Handwerk zu legen". Er "glaube nicht”, sagt Reul im SPIEGEL, "dass sich das in den fünf Jahren meiner Amtszeit zu Ende bringen lässt".

CDU-Politiker Carsten Linnemann: "Viel-Ehe nicht hinnehmen" - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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CDU-Politiker gegen "politischen Islam"- "Die Werte unseres Staates werden nicht respektiert" Exklusiv für Abonnenten Imame sollen künftig Deutsch sprechen, in Schulen soll die Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund begrenzt werden: Der CDU-Politiker Carsten Linnemann will härter gegen den "politischen Islam" vorgehen. Wie will er das durchsetzen? Von Ralf Neukirch 15. Februar 2019

SPIEGEL: Herr Linnemann, in der CDU-Zentrale gab es ein Werkstattgespräch zur Migrationspolitik, das den Riss, der in dieser Frage durch die Union geht, kitten sollte. Sie fordern jetzt eine Diskussion über den Islam und reißen damit alte Wunden wieder auf. Warum machen Sie das?

Linnemann: So ein Thema können Sie nicht mit einem Werkstattgespräch erledigen. Wir sind an einem Punkt, wo die eigentliche Herausforderung auf uns zukommt, nämlich die kulturelle Integration Hunderttausender Flüchtlinge vor allem aus islamischen Ländern. Wir haben noch nicht begonnen, uns ernsthaft, also ohne Scheuklappen, darüber zu unterhalten.

SPIEGEL: In einem neuen Buch zu dem Thema, das Sie herausgeben, steht der Satz: "Es ist noch ein langer Weg, bis der Mainstream des real existierenden Islam zu Deutschland gehören wird." Wollen Sie diese Debatte wirklich wieder eröffnen?

Linnemann: Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, wurde nie zu Ende diskutiert. Das wäre aber wichtig. Wir sollten uns zumindest alle darauf einigen können, dass der politische Islam nicht zu Deutschland gehört.

SPIEGEL: Wie unterscheiden Sie zwischen Islam und politischem Islam?

Linnemann: Der politische Islam beginnt nach meiner Auffassung dort, wo jemand die Scharia über unsere Rechtsordnung stellt. Die Universität Münster ist in einer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass nahezu 50 Prozent der hier lebenden türkischstämmigen Bürger es für wichtiger halten, die Religionsgebote zu befolgen als die Gesetze des Staates. Darauf müssen wir reagieren.

SPIEGEL: Sie sind in Partei und Fraktion für Wirtschaftsthemen zuständig. Woher kommt Ihre Fixierung auf den Islam?

Linnemann: Ich habe im Jahr zwischen 60 und 80 Veranstaltungen mit Unternehmern. Vor zehn Jahren wurde ich als Erstes auf Steuerfragen angesprochen, seit einigen Jahren stehen die Themen Integration und Sicherheit im Vordergrund. Soziale Marktwirtschaft ist ja auch ein Gesellschafts- und Wertemodell. Von daher ist es auch für mich als Wirtschaftspolitiker ein unglaublich wichtiges Thema.

SPIEGEL: Ihrer Forderung, auch Bürger mit Migrationshintergrund müssten sich an die Gesetze halten, widerspricht niemand. Warum muss man sie immer wieder erheben?

Linnemann: Weil es in der Praxis anders läuft. Die Zahl der Salafisten hat sich innerhalb von acht Jahren fast verdreifacht, die Zahl der islamistischen Gefährder innerhalb von drei Jahren nahezu verdoppelt. In Mainz wird ein islamischer Kindergarten geschlossen, weil der Trägerverein salafistische Ansichten vertritt. Es gibt Ditib-Moscheen, in denen wird der Märtyrertod verherrlicht. Das sind viele Einzelfälle, die zusammen ein ziemlich beunruhigendes Bild ergeben. Die Grundregeln und Werte unseres Staates werden an vielen Stellen nicht respektiert.

SPIEGEL: Dagegen sollen ausgerechnet neue Gesetze helfen?

Linnemann: Unsere Gesellschaft hat das berechtigte Interesse, dass Bürger, die zu uns kommen, sich integrieren. Dazu muss man ihnen Angebote machen. Aber wenn sie die nicht wahrnehmen, dann sollte das Konsequenzen haben. Das ist vergleichbar mit dem Hartz-IV-System, das Gerhard Schröder eingeführt hat. Fordern und fördern heißt dort das Prinzip. Das brauchen wir auch im Bereich der Integration.

SPIEGEL: Das Integrationsgesetz, das 2016 verabschiedet wurde, steht genau unter dieser Überschrift.

Linnemann: Nur wird dies in der Praxis leider nicht umgesetzt. Wir brauchen individuelle Integrationsvereinbarungen zwischen Flüchtlingen und dem deutschen Staat. Und wer dagegen verstößt, der muss mit Sanktionen rechnen, so wie es bei Hartz IV ja auch ist.

SPIEGEL: Was soll denn in einer solchen Vereinbarung stehen?

Linnemann: Erstens, dass man unsere Werte und Rechtsordnung anerkennt. Zweitens, und das ist der Hauptpunkt, muss es klare Zielvereinbarungen geben. Das können beispielsweise Sprachkenntnisse sein, die zu erwerben sind, oder auch Anweisungen von Behörden, denen Folge zu leisten ist. Und falls diese Zielvereinbarungen nicht eingehalten werden, muss es als dritten Punkt ein Sanktionssystem geben, das auch wirklich greift.

SPIEGEL: Was unterscheidet diese Sanktionen von denen, die es bereits gibt?

Linnemann: Der zentrale Unterschied ist, dass sie auch wirklich verhängt werden. Es muss einen ganz klaren Sanktionsmechanismus geben, von der Umstellung von Geld- auf Sachleistungen bis hin zum Thema Aufenthaltsentzug. Wenn jemand eine Ausbildung macht, und er zeigt während dieser Ausbildung, dass er einfach nicht willens ist, sich zu integrieren, dann muss man darüber reden, dass er auch den Aufenthalt hier langfristig nicht bekommt.

SPIEGEL: Glauben Sie wirklich, das würde die Bereitschaft steigern, sich mit diesem Land zu identifizieren?

Linnemann: Es gibt genügend Flüchtlinge, die sich integrieren wollen. Die brauchen keine Integrationsvereinbarung. Aber die anderen, die Schwierigkeiten haben, die auffallen, die Termine versäumen, bei denen die Jugendämter Alarm schlagen, von denen müssen wir den Integrationswillen einfordern. In der Schweiz gibt es im Übrigen etwas Ähnliches, und es funktioniert.

SPIEGEL: In dem Buch sprechen Sie sich auch dafür aus, den Kulturrabatt im Strafrecht abzuschaffen. Was genau meinen Sie damit?

Linnemann: Es gibt Gerichtsurteile in Deutschland, bei denen die kulturelle Prägung bei einer Straftat als mildernder Umstand gewertet wird, zum Beispiel bei einer Vergewaltigung. Das müssen wir gesetzlich ausschließen. Außerdem leben in unserem Land Männer legal in Viel-Ehe. Auch das können wir nicht hinnehmen.

SPIEGEL: Mehrehen sind in Deutschland bereits verboten.

Linnemann: Das Verbot greift aber dann nicht, wenn die Betroffenen keine deutschen Staatsbürger sind und die Ehen in ihrem Heimatland geschlossen wurden. Ein Syrer beispielsweise hatte seine zweite Ehefrau nachholen lassen. Wir müssen sicherstellen, dass für alle dieselben Regeln gelten.

SPIEGEL: Das von Ihnen angesprochene Problem der Radikalisierung können Sie mit Integrationsvereinbarungen und einem Mehrehenverbot kaum lösen.

Linnemann: Da hilft keine einzelne Regelung, dazu braucht es einen Blumenstrauß an Reformen. Ein ganz wichtiger Schritt wäre ein Visum für religiöse Prediger, das an Deutschkenntnisse gekoppelt ist. Es kann nicht sein, dass wir 2000 Imame in Deutschland haben, die kein oder kaum Deutsch können.

SPIEGEL: Und das würde auch für den katholischen Priester aus Kolumbien gelten?

Linnemann: Ja, wenn er dauerhaft hier predigen will. Die Schweiz beispielsweise geht mit Imamen um wie mit Fachkräften. Das ist ein guter Ansatz.

SPIEGEL: Deutschkenntnisse garantieren keine Verfassungstreue.

Linnemann: Aber sie sind ein erster Schritt ins Wertesystem unseres Landes. Zusätzlich müsste eine umfassende Sicherheitsüberprüfung Teil des Visumsprozesses sein. Drittens müssten die Prediger schriftlich erklären, dass sie unseren Rechtsstaat und unsere Rechtsordnung anerkennen und respektieren.

SPIEGEL: Um radikale Imame kümmern sich bereits die Sicherheitsbehörden.

Linnemann: Dass der Verfassungsschutz in Moscheen aktiv wird, reicht mir nicht aus. Wir müssen präventiv handeln, damit hier erst gar nicht radikal gepredigt wird. Dass eine Moschee geschlossen wird, bringt mir nichts, wenn bereits Gemeindemitglieder radikalisiert wurden.

SPIEGEL: Sie regen auch an, den Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in Grundschulklassen auf 35 Prozent zu beschränken.

Linnemann: Das ist eine Forderung des Philologenverbands, die einen Aufschrei der Empörung hervorgerufen hat. Dabei ist mittlerweile anerkannt, dass ein hoher Migrantenanteil in Klassen nicht vorteilhaft ist. In Nordrhein-Westfalen haben laut Landesregierung über ein Drittel der Grundschulen einen Migrantenanteil von über 50 Prozent. Es ist im Interesse aller Kinder, darauf zu reagieren.

SPIEGEL: Wie wollen Sie eine solche Begrenzung durchsetzen?

Linnemann: Die praktischen Probleme sind in der Tat beachtlich, vom Bustransfer angefangen. Deshalb halte ich derzeit auch allenfalls einen wissenschaftlich begleiteten Modellversuch für denkbar. Meine Forderung ist eine andere: In vielen Bundesländern wird die Sprachfähigkeit von Vorschulkindern untersucht. Die Kinder, die große Probleme haben, müssen zum Besuch einer Vorschule verpflichtet werden.

SPIEGEL: Mit wem wollen Sie eigentlich diese Forderungen durchsetzen? Mit Ihrem Koalitionspartner wird das schwierig.

Linnemann: Dass der politische Islam bekämpft werden muss, steht sogar im Koalitionsvertrag. Nur reicht es nicht, Dinge anzukündigen, man muss auch etwas umsetzen. Das Thema muss auch im Koalitionsausschuss besprochen werden. Wir müssen da jetzt Druck machen und können nicht aus Rücksicht auf die Sozialdemokraten Probleme ignorieren.

München: Warum eine AfD-Abgeordnete aus einer Bar flog - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Umgang mit Rechtspopulisten - Der Tag war lang, sie hat Hunger Exklusiv für Abonnenten Warum der Rausschmiss einer AfD-Politikerin aus einem Lokal in München Fragen nach unserem Zusammenleben aufwirft. Von Felix Hutt 08. Februar 2019

Katrin Ebner-Steiner, stellvertretende Vorsitzende der bayerischen AfD, setzt sich dafür ein, dass die "kulturelle Unterwanderung aus islamisch geprägten Ländern gestoppt werden muss. Sonst erkennen wir unsere Heimat bald nicht wieder". Das schreibt sie auf ihrer Homepage. Sie lehnt es ab, dass im Schulunterricht über Homo-, Bi-, Trans- oder Intersexualität gesprochen wird. Sie nennt ihren Freund Björn Höcke einen "Nationalromantiker" und ihren Parteichef Alexander Gauland einen "großen Denker". Ebner-Steiner vertritt politische Positionen, die Gegner ihrer Partei schwierig bis verfassungsfeindlich finden.

Aber darf man sie deswegen aus einem Restaurant werfen? Oder muss man es sogar?

Am Abend des 13. November 2018, einen knappen Monat nachdem die AfD mit 10,2 Prozent viertstärkste Partei bei der bayerischen Landtagswahl geworden ist, will Ebner-Steiner mit einer Begleiterin in München zu Abend essen. Ebner-Steiner ist 40 Jahre alt, sie wohnt in Metten bei Deggendorf. Sie hat blonde Haare, blaue Augen, auf ihrem Facebook-Profilbild zeigt sie sich im Dirndl. Sie ist zum zweiten Mal verheiratet, hat vier Kinder, zwei aus erster Ehe. Sie trägt ein Kreuz an ihrer Halskette, auf der Rückseite ihres iPhones klebt ein Bild der Jungfrau Maria. Ebner-Steiner wurde nach der Wahl Fraktionschefin, sie koordiniert die AfD-Abgeordneten im Landtag. Der Tag war lang, sie hat Hunger.

Ihre Begleiterin schlägt die Goldene Bar vor, ein Restaurant mit einer preisgekrönten Bar im Haus der Kunst. Der neoklassizistische Bau wurde zwischen 1933 und 1937 im Auftrag Adolf Hitlers errichtet. Das Haus der Kunst steht am Englischen Garten, nicht weit vom amerikanischen Konsulat und der Bayerischen Staatskanzlei entfernt. In seinem Unterbau befinden sich die Ausstellung der Sammlung Goetz und die Diskothek P1, am Eisbach nebenan treffen sich Surfer aus der ganzen Welt, um die Eisbachwelle abzureiten.

Die beiden Frauen betreten gegen 19 Uhr das Restaurant. Sie nehmen unter einer goldfarbenen Wandmalerei Platz, die die Champagne abbildet. Sie bestellen Wasser und Tee, als Hauptgang möchte Ebner-Steiner eine Seeforelle mit Ingwer-Gurken. Ein junger Mann nimmt die Bestellung auf. Er ist als Flüchtling nach Deutschland gekommen, er erkennt Ebner-Steiner. Seiner Chefin gibt er zu verstehen, dass er die Politikerin nicht bedienen wird. Er möchte nicht einer Frau, die mit ihrer Politik dafür sorgen will, dass er Deutschland verlassen muss, das Abendessen servieren.

Ein anderer Kellner bringt die Getränke. Eine halbe Stunde vergeht. Ebner-Steiner wundert sich. Statt des Essens kommt schließlich die Besitzerin. Sie erklärt, dass sie keine Vertreter einer rechtspopulistischen Partei dulde, weil sie multikulturelles Personal beschäftige. Sie bittet die beiden Frauen zu gehen. Sie müssten nichts bezahlen. "Und was ist mit dem Parkschein?", fragt Ebner-Steiner. Der Parkplatz des Hauses der Kunst ist kostenpflichtig. Sie hat sechs Euro bezahlt. Die Besitzerin legt einen Zehn-Euro-Schein auf den Tisch.

Ihre Entscheidung ist juristisch gedeckt: Jeder Gastronomiebetreiber in Deutschland hat das Recht, frei darüber zu entscheiden, wen er als Gast bewirtet und wem er den Zutritt verwehrt. Ebner-Steiner und ihre Begleiterin trinken aus und gehen.

Weniger eindeutig ist die politische Bewertung dieses Rausschmisses. Die AfD wurde bei der Bundestagswahl 2017 von 5.878.115 Menschen gewählt. Fast jeder zehnte Wahlberechtigte in Deutschland ist ein Anhänger der Partei. Auf der politischen Bühne grenzen sich die anderen Parteien von der AfD ab. Aber wie soll die demokratische Gesellschaft mit AfD-Anhängern im Alltag umgehen? Was macht ein Fußballtrainer, wenn ein AfD-Anhänger seinen Sohn bei ihm in der F-Jugend anmeldet und die Eltern der anderen Spieler murren? Wie weit reicht die Toleranz für Andersdenkende, wenn Andersdenken bedeutet, dass man sich die Schließung der Grenzen wünscht, um Deutschland vor unqualifizierten Asylbewerbern zu schützen? Soll man die Ebner-Steiners ausgrenzen, eben weil sie selbst für Ausgrenzung sind? Was richtet den größeren Schaden an: ihr die Forelle zu servieren oder sie ihr zu verweigern?

Die Betreiber der Goldenen Bar haben sich entschlossen, den Vorfall nicht zu kommentieren. Sie sagen nicht, aus welchem Land der junge Mann kommt, der Ebner-Steiner nicht bedienen wollte, sie lassen den Shitstorm über sich ergehen. Sie stellen sich nicht der Debatte. Sie schweigen.

Ebner-Steiner sagt, sie wolle davon absehen, den Rausschmiss juristisch anzufechten. Im Gegenteil: Sie schließe nicht aus, dass sie wieder in die Goldene Bar gehe. "Ein ganz besonderes Angebot für AfD-Mitglieder gibt es aktuell in der 'Goldenen Bar' in München!", postet sie am Tag nach dem Vorfall bei Facebook, "Getränke kostenlos und dann nochmal 10 EUR Bargeld beim Verlassen der Bar. Am besten den AfD-Ausweis vorlegen!" Das Erlebnis in der Goldenen Bar sei "erneut ein Mosaikstein", der ihr vor Augen geführt habe, "dass unser Land komplett aus den Fugen geraten ist", schreibt sie.

Sie erhält bald Unterstützung. "Wo in aller Welt leben wir inzwischen ...", empört sich Erika Steinbach, die ehemalige Präsidentin des Bundes der Vertriebenen. Gleichgesinnte Kommentatoren in den sozialen Netzwerken sind weniger zimperlich. Sie setzen Ebner-Steiners Rauswurf mit der Judenverfolgung gleich.

Halal-Produkte in Deutschland: Der Zukunftsmarkt, den viele fürchten by tansim in deutsch

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"Ablehnen" ist nicht das gleiche wie "fuerchten", typisches SPIEGEL-Framing.

Die Menschen in Deutschland lehnen es schlicht und ergreifend ab, wenn irgendwelche Produkte religioesen Regeln unterworfen werden, insbesondere wenn es sich dabei um eine reaktionaere Ideologie wie der des Islam handelt.

Wenn ich sage, ich moechte mit der dicken Schabracke aus der Eckkneipe am Hermannplatz nicht ins Bett gehen, heisst es ja auch nicht, dass ich mich davor fuerchte. Die Ablehnung kann auch andere Gruende haben, zum Beispiel Ekel oder dass ich verheiratet bin oder eben nicht auf dicke Frauen stehe.

Der Islam ist einfach reaktionaer, ueberfluessig und scheisse. Wir wollen das hier in Deutschland nicht. Schluss, aus, Mickey Maus. Nehmt eure Ideologie und macht das bei euch zu Hause. Oder passt euch an.

Niedriglohn: Helfen die SPD-Pläne wirklich gegen Benachteiligung? - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Noch dürftiger fielen die Ergebnisse bei den Versuchen aus, Geringverdiener bei der Rente besserzustellen. Fast alle Regierungen der vergangenen zwei Jahrzehnte hatten das Thema im Programm, setzten Kommissionen ein oder erarbeiteten Grundsatzpapiere. Heraus aber kam nie etwas, weil sich die Parteien im Klein-Klein von Konzepten verhedderten, die klangvolle Namen wie Zuschussrente oder Solidarrente trugen. In der tiefsten Krise ihrer Nachkriegsgeschichte will die SPD nun mit ihrem Sozialstaatskonzept einen neuen Anlauf wagen, den "Niedriglohnsektor eindämmen" und "mehr Respekt vor der Lebensleistung des Einzelnen" schaffen, wie es in ihrem Papier heißt. Einen PR-Erfolg hat die Partei bereits erzielt. Doch ob sie den Betroffenen wirklich helfen und die Gerechtigkeitsdefizite verringern kann?

Die Minijobberin Kolberg ist da genauso skeptisch wie zahlreiche Experten: Vieles im SPD-Plan steht nur auf dem Papier, manches ist halbgar, und in einigen Punkten läuft die Partei Gefahr, über das Ziel hinauszuschießen.

Das gilt etwa für die Ankündigung, den Mindestlohn zumindest perspektivisch auf zwölf Euro anzuheben. Die Marke, warnt Holger Bonin, Arbeitsmarktforscher beim Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA), berge erhebliche Gefahren. Werde die Lohngrenze zu rasch angehoben, könnten viele Niedriglöhner ihren Job verlieren, anstatt mehr zu verdienen.

Bonin plädiert daher dafür, den Mindestlohn nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise anzuheben und jedes Mal zu beobachten, ob die Risikoschwelle bereits erreicht ist. Zudem verweist der IZA-Forscher auf eine weitere Erkenntnis des noch jungen Mindestlohns: Höhere Stundenlöhne bedeuten nicht unbedingt höhere Einkommen. Tatsächlich haben Betroffene ihre Arbeitszeit häufig in dem Maß verringert, wie der Mindestlohn stieg. Resultat: Der Niedrigverdienst blieb auch nach der Erhöhung ein Niedrigverdienst.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) wiederum hält wenig von den SPD-Plänen, das Arbeitslosengeld künftig bis zu drei Jahre lang auszuzahlen, wie aus einem internen Papier der Behörde hervorgeht. Eine solche Maßnahme entspreche nicht den Erfordernissen des Arbeitsmarktes. Nach Erkenntnissen ihres Forschungsinstituts IAB erhöht sich dadurch das Risiko, dass sich manche Betroffene länger als nötig arbeitslos melden.

Stattdessen präsentieren die BA-Experten einen anderen Vorschlag, wie die Lebensleistung langjährig Versicherter besser als heute anerkannt werden kann: Wenn sie in Hartz IV fallen, sollen sie einen steuerfinanzierten Zuschlag auf den Regelsatz erhalten.

Auch bei den Grundrentenplänen des sozialdemokratischen Arbeitsministers Hubertus Heil melden die Fachleute Bedenken an. Wer mindestens 35 Jahre lang berufstätig war, Kinder oder Pflegebedürftige betreut hat und doch nur eine magere Altersversorgung erwarten kann, der soll einen großzügigen Zuschlag erhalten, "Respekt-Rente" genannt. Bis zu vier Millionen Senioren könnten profitieren, hat Heil errechnet, im Einzelfall könne das Plus bis zu 448 Euro monatlich ausmachen.

Was klingt wie ein großes Versprechen, wirft in Wahrheit unzählige neue Gerechtigkeitsprobleme auf. So dürfte sich der Paketbote mit einer 38,5-Stunden-Woche fragen, warum er am Ende genauso behandelt wird wie seine Kollegin, die nur Teilzeit gearbeitet hat. Und dem Altenpflegehelfer, der sich 34 Jahre lang den Rücken krumm gemacht hat, ist kaum zu erklären, warum ihm keine Grundrente zustehen soll; der Friseurin mit 35 Jahren Berufstätigkeit aber schon.

Geringverdienerin Kolberg: "Am Ende habe ich nichts davon"

Hinzu kommt: Dem Koalitionspartner gehen Heils Pläne zu weit. Würden sie umgesetzt wie von ihm geplant, würde das nach Schätzung von Finanzexperten bis zu sechs Milliarden Euro kosten. Geld, das die Union lieber anders einsetzen würde: für die versprochenen Steuersenkungen zum Beispiel oder den teuren Kompromiss zum Kohleausstieg.

Nun hat in Berlin das übliche Feilschen begonnen, bei dem es, ebenfalls wie gewohnt, eher um Parteitaktik als um tragfähige Lösungen geht. Die Union sorgt sich, das Projekt Grundrente könnte bei den anstehenden Landtagswahlen im Osten nur als Modell des SPD-Sozialministeriums wahrgenommen werden. Umgekehrt fürchtet die SPD, die Union könnte ihr wieder einmal ein ursozialdemokratisches Thema rauben.

Am Mittwochabend kamen sich die Partei- und Fraktionsvorsitzenden auch nach sechs Stunden nicht näher. Es war ein besonderes Treffen: Zum ersten Mal trat Angela Merkel als Gastgeberin im Kanzleramt, aber nicht mehr als Parteichefin auf. In der Rentenpolitik mischte sie trotzdem kräftig mit: Für die Union werde es nur eine Regelung geben, die eine sogenannte Bedürftigkeitsprüfung enthalte. Das ist die Bedingung, die von der Kanzlerin gestellt – und von der SPD derzeit noch vehement abgelehnt wird.

Allerdings ist dieses Detail entscheidend: Würde vor der Auszahlung der Grundrente geprüft, ob die Senioren tatsächlich bedürftig sind, müssten sie ihr gesamtes Vermögen offenlegen und angeben, ob ihr Partner über höhere Einkommen verfügt. Die SPD hält das für entwürdigend. Die Union dagegen will mit der Prüfung vermeiden, dass die Grundrente an Menschen gezahlt wird, die auch anders über die Runden kommen.

Auch finanziell ist der Unterschied beträchtlich: Schon im Januar hatte eine eigene Arbeitsgruppe aus Bund und Ländern ausgerechnet, was die Pläne aus dem Koalitionsvertrag kosten würden. Bei einer strengen Bedürftigkeitsprüfung gäbe es demnach nur 130.000 Begünstigte, die 35 Beitragsjahre auf ihrem Rentenkonto gesammelt haben. Die Kosten des Projekts könnten auf etwa 200 Millionen Euro zusammenschmelzen. Die Begeisterung der Wähler für das Projekt dürfte allerdings genauso schrumpfen.

So steckt die Koalition in einem echten Dilemma: "Wenn die Politik zu großzügig ist, wird es zu teuer. Wenn sie zu wenig macht, löst eine Grundrente ihr Versprechen nicht ein", sagt Martin Werding, Sozialexperte an der Ruhr-Universität Bochum.

Niedriglohn: Helfen die SPD-Pläne wirklich gegen Benachteiligung? - Text in den Kommentaren by jungpionier in deutsch

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Niedriglohn - Helfen die SPD-Pläne wirklich gegen Benachteiligung? Exklusiv für Abonnenten Der Niedriglohnsektor ist die größte Schwachstelle unseres Sozialstaats. Die Parteien, vor allem die SPD, haben das lange ignoriert. Nun soll jenen geholfen werden, die hart arbeiten, aber wenig verdienen. Doch jede Lösung schafft neue Ungerechtigkeit. Von Lisa Becke, Florian Diekmann, Ralf Neukirch, Michael Sauga, Cornelia Schmergal 15. Februar 2019

Sie arbeiten acht Stunden am Tag – und haben am Monatsende doch kaum mehr auf dem Konto als ein Hartz-IV-Empfänger. Oft werden jahrzehntelang fast 40 Prozent ihrer Bruttolöhne als Beiträge an die Sozialkassen abgeführt. Doch wenn sie arbeitslos werden oder in Rente gehen, fallen sie nicht selten in die Grundsicherung.

Anders gesagt: Wer wenig verdient, hat vom deutschen Sozialstaat nicht viel zu erwarten – außer der Verpflichtung, ihn kräftig mitzufinanzieren.

Fast ein Viertel der Beschäftigten, mehr als sieben Millionen, arbeitet im Niedriglohnsektor; eine zehnmal so hohe Quote wie in Schweden. Sie spülen in Kantinenküchen oder schlachten in Fleischhallen, sie reinigen Büros oder tragen Pakete aus, zu Minilöhnen von unter elf Euro, oft ohne den Schutz von Tarifverträgen und Betriebsräten und meist mit dem Gefühl, ausgebeutet zu werden. Die damalige Regierung unter Gerhard Schröder (SPD) baute diesen Niedriglohnsektor aus und schuf damit zugleich eine neue soziale Frage.

Nun will die SPD jenen Beschäftigten zu Hilfe kommen, die hart arbeiten, aber wenig verdienen. Vergangene Woche legte Parteichefin Andrea Nahles Pläne für eine weitreichende Reform vor. Die Renten von Geringverdienern sollen aufgestockt, der Mindestlohn erhöht und das Arbeitslosengeld für ältere Beschäftigte länger ausgezahlt werden. Sind die Vorstöße geeignet, Deutschlands Sozialsystem gerechter zu machen?

Die Frage hat eine aufgeregte Debatte ausgelöst, unter Experten, Betroffenen und in der Berliner Politik. Schließlich waren es die umstrittenen Agendagesetze nach der Jahrtausendwende, die den sozialen Frust im Land vergrößert hatten. Nicht nur in Ostdeutschland, wo sich zeitweise mehr als 40 Prozent der Beschäftigten mit Minilöhnen bescheiden mussten. Sondern auch in den besser gestellten Mittelschichtsregionen des Westens, in denen nun viele fürchteten, beim Verlust des Arbeitsplatzes ebenfalls in die Niedriglohnfalle zu rutschen. Von verbreiteter "Abstiegsangst" sprachen die Soziologen, von der nach einer Studie der gewerkschaftseigenen Hans-Böckler-Stiftung vor allem die AfD profitierte.

Die etablierten Parteien dagegen hatten dem Heer der Minijobber und Kleinverdiener kaum etwas anzubieten. Je mehr sich der prekäre Beschäftigungssektor ausdehnte, desto intensiver kümmerten sich SPD und Union um die besser verdienenden Facharbeiter- und Angestelltenschichten. Grüne und Linkspartei wiederum machten eher die Aufstockung der Hartz-IV-Gelder zu ihrem Programm, was viele der hart arbeitenden Kleinverdiener erst recht empörte.

Kein Wunder, dass sich viele Niedriglöhner wirtschaftlich wie politisch abgehängt fühlen. Zum Beispiel Doris Kolberg, eine 48-jährige Gastronomiehelferin aus Berlin. Mit 16 hat sie die Hauptschule verlassen und seither meist zum Mindestlohn gejobbt, hinter der Theke oder in der Küche, als Kellnerin in Eiscafés, Restaurants, Bars, Hotels.

Immer wieder musste die alleinerziehende Mutter von drei Kindern ihr schmales Gehalt vom Sozialamt aufstocken lassen. Als einer ihrer Söhne zum Vater zog, zwang die Behörde sie, ihre Vierzimmerwohnung im Stadtteil Neukölln aufzugeben – ihre Bleibe war nun größer, als die Vorschriften erlaubten. "Ich musste eine neue Schule suchen", klagt sie. "War das wirklich nötig?"

Das Vorhaben aus dem neuen SPD-Programm, Geringverdienern mit mindestens 35 Versicherungsjahren die Rente aufzustocken, findet sie richtig. Sie selbst allerdings hätte nichts davon. Weil sie jahrelang in sozialversicherungsfreien Minijobs gearbeitet hat, stehen auf ihrem Rentenkonto nur wenige Beitragsjahre. Um die Voraussetzungen für die geplante Grundrente zu erfüllen, müsste sie sich also einen Job suchen, mit dem sie noch jenseits der siebzig berufstätig sein kann. Kolberg zieht ein bitteres Fazit. "Ich habe Zeit meines Lebens gearbeitet", sagt sie, "und habe am Ende nichts davon."

Ihr Schicksal ist typisch für ein Sozialsystem, dessen Grundstruktur aus längst vergangenen Jahrzehnten stammt, als viele Beschäftigte lange Jahre im selben Industriebetrieb angestellt und die Lohnunterschiede meist gering waren.

Heute dagegen klafft eine große Lücke zwischen den Bezügen von Niedrig- und Besserverdienern. Und weil die Rente umso üppiger ausfällt, je mehr und je länger Beiträge gezahlt wurden, zeigt sich diese Schere auch im Alter.

Man kann das "leistungsgerecht" nennen, wie es viele Verteidiger des etablierten Rentensystems tun. Man kann darin aber auch eine systematische Benachteiligung von Geringverdienern sehen, wie die Bundesregierung im vergangenen Jahr vorgerechnet hat. Wer nach 45 Arbeitsjahren auf eine Rente über der Grundsicherung kommen will, muss heute mindestens 12,63 Euro pro Stunde in Vollzeit verdienen. Für viele Beschäftigte im Einzelhandel, in der Gastronomie oder der Kurierbranche ist das pure Utopie; und so kommt es, dass der gigantische Sozialetat der Republik von aktuell fast einer Billion Euro nur zu einem Bruchteil Geringverdienern zugutekommt.

Die Misere ist den Experten lange bekannt, nicht zuletzt jenen in Union und SPD. Dennoch haben die Volksparteien jahrelang nur wenig dagegen unternommen, weil es ihnen wichtiger war, die besser verdienenden Teile ihrer Stammwählerschaft zu bedienen. So baute die CSU in den jüngsten Legislaturperioden die Mütterrente aus (jährliche Kosten: rund elf Milliarden Euro), eine Leistung, die nur die vergleichsweise Gutsituierten auch behalten dürfen. Seniorinnen, die auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sind, müssen sie dagegen mit der Stütze verrechnen. Die SPD wiederum setzte sich vor allem für die Rente mit 63 ein, die zwischen 2014 und 2016 insgesamt mehr als sechs Milliarden Euro verschlang und vor allem der gut ausgebildeten männlichen Industriearbeiterschaft zugutekam, einer der Kernzielgruppen der Sozialdemokratie.

Kleinverdiener besserzustellen kam den großen Parteien auch deshalb lange nicht in den Sinn, weil der Niedriglohnsektor vielen Ökonomen lange als Teil der Lösung und nicht des Problems erschien. Durch die Folgen von Globalisierung und deutscher Einheit waren in den Neunzigerjahren gut bezahlte Jobs verloren gegangen. Die Arbeitslosenzahl stieg auf fast fünf Millionen, die Sozialkassen bluteten aus, Deutschland galt als "kranker Mann Europas".

Die Hartz-Reformen sollten diesen Trend stoppen, doch sie hatten ihren Preis. Der Niedriglohnsektor, der schon zuvor zugelegt hatte, wuchs weiter – auf zeitweise über 24 Prozent aller Beschäftigten. Das aber galt damals als lässliche Sünde. "Lieber Arbeit als Arbeitslosigkeit finanzieren" lautete das Schlagwort.

Dass der Niedriglohnsektor im deutschen Sozialsystem neue Gerechtigkeitsprobleme schafft, wollte kaum jemand sehen. Nur halbherzig fielen deshalb die Versuche aus, das Wachstum des neuen Dienstleistungsprekariats durch politische Eingriffe zu bremsen.

Beispiel Mindestlohn. Heute gilt es vielen als grundlegender Konstruktionsfehler der Agenda-Gesetze, ihn nicht schon 2005 in Kraft gesetzt zu haben, zeitgleich mit der Hartz-IV-Reform. Doch selbst die Gewerkschaften kämpften damals kaum für das Projekt, weil sie um ihr Monopol bei der Lohnfestsetzung fürchteten.

So wurde die einheitliche, flächendeckende Lohnuntergrenze erst im Jahr 2015 eingeführt, zehn Jahre zu spät und mit 8,50 Euro auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in den meisten europäischen Nachbarländern. Wenig verwunderlich deshalb, dass der Anteil der Niedriglöhner seit Jahren auf hohem Niveau stagniert.

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Genau den Satz hatte ich auch grad auf den Lippen bzw. Fingern. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.

Bundesrat will Einwanderungsgesetz für Fachkräfte deutlich aufbohren by egal in deutsch

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